Emil Strauß an Ernst Haeckel, Bonn, 29. Oktober 1901

EMIL STRAUSS IN BONN

VERLAGSBUCHHANDLUNG.

BONN, DEN 29. Oktober 1901

POPPELSDORFER ALLEE 50.

Verehrter Herr Professor Haeckel!

Mein Comissionär in Leipzig wird morgen für Ihre Rechnung M 7500. – an die Reichshauptbank in Berlin Kontor für Werthpapiere baar einsenden. Ich bitte mir den Empfang seiner Zeit frdl. bestätigen zu wollen. Ich erwarte also noch Ihre Aufstellung der zu honorirenden Zeichnungen, um mich auch dieser Schuld erledigen zu können.

Die Liste der 40 zu versendenden Freiexemplare von Insulinde lasse ich sofort in Leipzig erledigen und a Ihnen die Rechnung für das Zoologische Institut demnächst zugehen. b

Die Exemplare von Insulinden sind nun im Buchhandel vorhanden; jetzt kommt für mich die Reclame an die Reihe, um die Arbeit der Sortimentsbuchhandlungen wirksam zu unterstützen. Die Symptome der ersten Aufnahme im Buchhandel sind nicht ungünstig, es kommen schon Nachbestellungen. Das Buch scheint zu gefallen. Es wäre doch fein, wenn wir noch vor Weihnachten eine neue Auflage nöthig haben würden. Vorgesehen habe ich mich schon, da ich den Text habe stereotypiren lassen.

Die Angelegenheit mit dem Goettinger Theologen ist schnurrig. In der Annahme der Tendenz seiner Vorlesungen habe ich mich herrlich geirrt und ich konnte, da ich schon vorher von Goettingen eines besseren belehrt war, die beabsichtigte Veröffentlichung abstellen. Herr Dr. Otto der ein öffentliches Colleg im zustimmenden || Sinne über Ihre Welträthsel liest, ist allerdings ein weißer Rabe unter den Theologen. Wie konnte ich das ahnen, da er mir in seinem Briefe nichts darüber geschrieben hatte. Uebrigens bleibt es eine große Naivität von dem Verleger zu verlangen, er solle zum Zweck von Vorlesungen eine größere Zahl Exemplare seiner Verlagssprodukte herleihen und sie dann im benutzten und jedenfalls unverkäuflichen Zustande wieder zurückzunehmen.

In weiten Kreisen scheint die Meinung zu bestehen, daß Bücher für den Verleger gar keinen Werth hätten. Welchen ungeheuerlichen Umfang der Bücherbettel allmälig genommen hat ist unglaublich.

Kaum ist ein Buch als erschienen angezeigt, so laufen die Bettelbriefe unter den abentheuerlichsten Vorwänden in Massen ein. Ich zähle ueber Insulinde schon einige fünfzig Bitten um Freiexemplare. ||

Von den Welträthseln gar waren sie nicht zu zählen, ich hätte eine ganze Auflage verschenken können, wenn ich alle diese Bitten erfüllt hätte, statt sie, wie billig, in den Papierkorb zu werfen.

Den Brief des Herrn Prof. Verworn gebe ich mit Dank zurück. Warum schreibt er, der dochc mit mird als Mitarbeiter an Pflüger’s Archiv in Verbindung steht, nicht direct an mich; wollte er mir durch diese Denunziation einen Streich spielen? Jedenfalls danke ich Ihnen sehr für die freundliche Art mit welcher Sie die Sache nach beiden Seiten hin erledigt haben.

Wissen Sie, daß unser gemeinsamer Freund Herr Bartholomäus von Carneri am 3. November in Marburg seinen 80ten Geburtstag feiert und ihm die Oesterreicher, außer dem Wiener Ehrendoctor große Ovationen zu bereiten sich anschicken!

Mit frdl. Gruße

Ihr ergebener

Emil Strauß.

a gestr.: lassen; b gestr.: lassen; c eingef.: der doch; d gestr.: dem ich doch, eingef.: mir

Brief Metadaten

ID
12028
Gattung
Brief ohne Umschlag
Verfasser
Institution von
Emil Strauss Verlagsbuchhandlung Stuttgart
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
29.10.1901
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,1 x 22,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 12028
Zitiervorlage
Strauß, Emil an Haeckel, Ernst; Bonn; 29.10.1901; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_12028