Ludwig Finsterbusch an Ernst Haeckel, Mülheim an der Ruhr, 20. August 1914
Lieber Ernst!
Herzlichen Dank für die Zusendung. In welch großartiger Zeit leben wir. Welche Begeisterung! Aber leider auch, welche Beschämung! Solche Vettern die Engländer. Das ist ein Schicksal, das wir nicht verdient haben, aber ertragen müssen. Gott sei es geklagt. || Dein Artikel stand schon in der Kölnischen Zeitung. Jetzt kommt er auch in die hiesige Lokalpresse. Heute hieß es, daß Belfort gefallen sei; aber noch bestätigt sich die Nachricht nicht. Überhaupt kursieren so viele Nachrichten, die sich als Enten erweisen. Von unserem Sohne in Argentinien kommt gegenwärtig auch keine Nachricht. Wer weiß, auf wie lange Zeit das dauern wird. Aber das soll keine Klage sein. Welche Familie hat heute zu Tage nicht Angehörige, von denen sie nicht genau weiß, wo sie sind u. wie es ihnen geht. Unsere Helene ist mit ihren Kindern bei uns. Herzlichen Gruß von Haus zu Haus.
Dein alter Jugendfreund. –
[Adresse]
Herrn Professor Ernst Haeckel
Excellenz
Jena