Mülheim Ruhr, den 13. Februar 04.
Mein lieber alter Freund!
Für gewöhnlich haben wir ja von Gratulationen zum Geburtstage auf schriftlichem Wege abgesehen. Aber dieses Jahr wird eine Ausnahme gemacht.
Heil sei dem Tag, an welchem Du erschienen, Didel-dum!
Es ist schon lange her – allerdings, 70 Jahre.
Freude u. Gefühle des Dankes erfüllen heute Dein Herz über Alles, was Du Großes geleistet hast und für alle die Begünstigungen des Schicksals, welche es Dir haben gelingen lassen, und voll berechtigter Hoffnung darfst || Du in die Zukunft hinaus schauen, daß Deine Aussaat reiche Ernten bringen wird und daß künftige Geschlechter an Deinen Gedanken sich empor arbeiten und Deinen Namen preisen werden. So feierst Du hoffentlich heute, d.h. am 16. Febr, wenn mein Brief Dich erreicht, in bester Gesundheit und an Deiner Seite mit Dir Deine liebe Gattin das seltene Fest des 70. Geburtstages. Wahrscheinlich kennen nicht alle, welche Dir gern von Herzen gratuliren möchten, Deinen jetzigen Aufenthalt, u. das wird Dir erwünscht sein, denn sonst käme eine Art Sintflut von Postsendungen in Deinem Hotel || an u. Du könntest nur öffnen, lesen, hinlegen, lachend Dein Haupt schütteln, u. kämst mit Deiner Gattin kaum zur Ruhe.
Drum sei auch mein Brief beendigt! Feiere in der Stille das Fest unter heiterem italienischen Himmel. Wir werden am 16. ein gehöriges Glas auf Dein Wohl trinken.
Mit jubelndem Gruß
Dein Jugendfreund
und Gesinnungsgenosse
und nicht minder meine Anna
und ihre Kinder.