Helene Freifrau von Heldburg an Ernst Haeckel, Schloss Altenstein, 6. Juli 1899
Schloss Altenstein 6.7 99.
Hochverehrter Herr Professor!
Seit Empfang Ihrer gütigen Zusage, uns mit Ihrem Besuche zu erfreuen, hat der Herzog einen sehr heftigen Katarrh, Kehlkopf- und Bronchial-Katarrh, der ihm alles Sprechen erst geradezu unmöglich || machte, und noch immer im höchsten Grade erschwert. Der Zustand ist, wenn auch fieberlos, doch arg unangenehm, da die keuchhustenartigen Anfälle Tag und Nacht auftreten. Wir hoffen von einem Tage zum andern auf ein Fortbleiben derselben, bis jetzt vergebens, wenn auch seit gestern eine Besserung constatirt werden konnte. Unter diesen Umständen wählen wir den letzten der von Ihnen angegebenen Termine, also 29. − 31. Juli, bis zu welchem der || Arzt eine volle Wiederherstellung in sichere Aussicht stellt. Bis dahin hat sich hoffentlich auch der Himmel auf eine sommerliche Temperatur besonnen und wir können Ihnen Altenstein im Sonnenschein zeigen. Wir freuen uns || ganz außerordentlich auf Ihren Besuch, und bitten uns seinerzeit nur noch kurz mitzutheilen, mit welchem Zuge wir Sie erwarten dürfen. – Der Herzog schließt sich meinen herzlichen Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin || an, denen ich noch einen Gruß an Ihr Töchterchen beifügen zu dürfen bitte, und Ihnen ein „auf frohes Wiedersehen“ zurufend, bin ich, hochverehrter Herr Professor, Ihre Ihnen in wärmster Verehrung ergebene
H. v. Heldburg.