Berlin-Grunewald
Cunostr. 48.III
den 10ten März, 1919.
Lieber Meister:
Vielleicht interessiert Ihnen mein neues Gedicht mit dem geschickten Uebersetzung, die von dem berühmten Pazifist Heinrich Nienkamp, Verfasser der „Fürsten Ohne Krone“ gemacht worden ist.
Es freut uns sehr das es Ihnen jetzt besser geht. Es wird gewiss auch bald Deutschland besser gehen. Wenn nur das Gedicht sein || Stäubchen dazu beitragen möchte!
Wir denken öfters an die wunderbaren Stunden die wir vor zwei Jahren bei Ihnen in
das liebliche Städtchen erleben dürften. Wie war dann alles anders! Aber auf dem harten Winter folgt dem Frühling, auch in das Leben der Nationen. Vielen Dank für die interessante Schriften.
Mit treuestem Gruss von uns beiden,
Ihre
Ethel Talbot Scheffauer ||
Liebster Herr Professor:
Ich bin unendlich traurig über das Schicksal Deutschlands – über diese unerhörte, grässliche a Selbstzerfleischungswut! Die Feinde hätten alles verhindern können was hier letzter Zeit passiert ist, aber ihrb Hass ist so tief wie ihre Verblendung. Auch sie, die „Sieger“, wird ein unerbittliches Schicksal erreichen.
In Amerika möchte man mich verfolgen wegen meinen Kampf für die Wahrheit. Ich bleibe in Deutschland, und hoffe an den Aufbau || mitzuarbeiten. Denn der Aufbau wird kommen wenn nicht Europa als Ganzes in Trümmer geht. Ich werde meine Zeitschrift gründen und weiterkämpfen – auch für unsere Ideale!
Vielen Dank für die Schrift. Ich freue mich immer wenn ich etwas Geschriebenes oder Gedrucktes von Ihrer Hand erhalte. Mögen wir uns bald wiedersehen – in einer glücklicheren Zeit. Mit allerherzlichsten Grüssen
Ihr getreuer
Herman George Scheffauer
a gestr.: Zerflei; b korr. aus: ihrer