Schon lange habe ich Ihnen nicht geschrieben – denn von Woche zu Woche hoffte ich dass ich endlich frei sein wurde den lange von mir ersehnten Besuch zu machen. Aber meine Arbeiten für die Deutsche Sache und auch meine Tätigkeiten an der Amerikanischen Zeitung hier haben mir gar keine Ruhe gegönt. Aber ich tat es mit der || grössten Freude – denn ich widme jetzt alle meine Kräften der Deutschen Sache. Und habe auch viel Erfolg gehabt. Meine Schriften (unter dem pseudonym Orchelle) haben hier sowie auch in England und Amerika eingeschlagen. Viele sind wieder abgedruckt worden. Ich kann Ihnen kaum mitteilen wie sehr ich jetzt Amerika verabscheue – ein Land welches jetzt moralisch versumpft ist. Es hatte die grösste Gelegenheit eine edle Stellung in diesem tragischen Kriege einzunehmen –
kein Land hat sich so verbrecherisch, gemein und sklavisch benommen. So fühlen || viele Amerikaner die das wahre Deutschland lieben. Wir möchten unser Staatsburgertum mit Verachtung niederlegen. Und dieser erbärmlicher und heuchlerischer Wilson! Und Morgan – Verbrecher und Mörder –
Aber wie geht es denn Ihnen, lieber Herr Professor? Ich las neulich mit grosser Freude Ihre Zeilen über Ihren Freund in der Zeitung – und sah daraus dass Sie wie immer voller Leben und Energie sind.
Nun, habe ich endlich etwas „Urlaub“ – so zu sagen – und werde auf 2 Wochen nach Augsburg und München fahren – || ich und meine Frau. In Jena möchten wir umsteigen und wenn es Ihnen recht ist, bei Ihnen vorsprechen. Wir gedenken von Berlin Mittwoch Morgen, den 15ten abzufahren und obgleich wir noch nicht wissen um wie viel Uhr wir in Jena eintreffen (oder ob wir eine Nacht dort im Hotel bleiben) so wäre es uns sehr lieb wenn Sie uns schreiben welche Zeit Ihnen am angenehmsten sei. Wir können auch zuerst bei Ihnen nachfragen lassen. Es wurde uns sehr, sehr freuen! – schon lange erwarten wie diese Stunde – es ist beinahe 12 Jahre seitdem ich Sie das erste Mal sah! Meine Frau und ich grüssen Sie herzlichst und hoffen dass Sie sich wohl befinden.
Ihr stets getreuer
Herman Scheffauer.a
a Text weiter am linken Rand: Ihr stets … Scheffauer.