Heidelberg, 16 März. | 1891.
Liebster Freund!
Welch‘ aufrichtigen Antheil wir an Deinen Sorgen genommen haben, brauche ich Dir nicht auszusprechen. Es muß in der That eine schlimme Zeit für Dich und die Deinen gewesen sein. Aber nachdem ja doch die Hauptsache so gut abgelaufen wird ja auch das Mindere gut zu Ende kommen. Das ist unser herzlichster Wunsch!
Bei uns ist es leidlich gegangen, meine Frau hatte vielerlei kleine Leiden zu bestehen und mich erfaßte vor vier Wochen eine Art Pharyngitis, die mich 14 || Tage zu Hause hielt, darunter auch ein Paar Tage im Bette! So steigerte sich meine Arbeit gegen das Semesterende, welches vor 8 Tagen glücklich erreicht wurde. Ich genieße nun die Ferien, die ich als ungestörte Arbeitszeit doppelt freudig begrüße. Zum Beginne des nächsten Monats werde ich aber doch noch für einige Wochen mich im Ultramontanismus versuchen, wahrscheinlich in Lugano.
Du hast bis dahin hoffentlich alle Bedenken hinter Dir und siehst Deine liebe Frau erwünschter Erholung entgegengehen. ǀ
Bitte, theile uns doch, wenn auch nur mit Karte, ein erfreuliches Bulletin mit, sobald ein solches indicirt ist, und sei überzeugt, daß ich auch die Freude gerne mit Dir theilen möchte.
Also alle guten Wünsche, auch von Seite meiner Frau, und damit für diesmal lebewohl.
Stets Dein
C. Gegenbaur