Heidelberg, 19. Febr. |1877
Liebster Freund!
Für Dein Gastraeabuch herzlichen Dank und zugleich beste Wünsche zum bevorstehenden Semesterschlusse und dem Antritt der Reise, auf der ich Dich gerne begleiten möchte. Leider wird für mich, wie Du verstehst, kein Wegkommen sein, denn meine Arbeiten halten mich fest, und ich möchte die Umarbeit. des Grundrisses gerne diese Ferien beendigt sehen. So werde ich denn darauf verzichten müssen Dich zu sehen, und will nun umso bestimmter zum Herbst darauf rechnen.
Kleine Katarrhe der Kinder abgerechnet ist es uns gut gegangen. Wenn wirklich der Winter beendet ist, wie es den Anschein hat, so will ich mich freuen damit über so manches hinweg gekommen || zu sein. Die Wiesen sind vom Herbst her völlig grün geblieben, Mandelbäume blühen, und die Gesträuche beginnen zu grünen. Frost hatten wir nur in ein paar Nächten des Decembers! Wenn Du es nur gut im Süden triffst!
Ich freue mich wirklich sehr auf Ferien und einige Erholung in unserer herrlichen Umgebung. Das Buch wird mehr verändert als ich anfänglich dachte. Die Tunicaten und Brachiopoden habe ich, von den Würmern erstere, letztere von den Mollusken, abgetrennt. Tunicaten können zu genauerer Untersuchung nur dringend empfohlen werden. Namentlich die Copelaten. Ich finde in der Liste sehr viel brauchbares, wenn auch verstreut. Mit den Mollusken ist die Schwierigkeit nicht so bedeutend als ich dachte. Wie Du schon bemerktest, legt Ihering viel zu wenig Gewicht auf die Ontogenie. Mit seinen Vergleichungen ist‘s übrigens auch oft sehr schlecht bestellt, und manches ist geradezu verfehlt. Doch ist das Werk als Ganzes nicht schlecht, || und es ist mir lieb daß es erschienen, denn es erleichtert mir die Arbeit.
Nun lebe wohl, Liebster, sei herzlich gegrüßt, und empfange auch viele Grüße von uns für die Deinigen. Reise glücklich, und denke dabei zuweilen an Deinen treuen
C. G.