Ida Altmann an Ernst Haeckel, Berlin, 22. Dezember 1910
Berlin Boxhagen, den 22.12.1910
Sonntagstraße 34
Hochverehrter Herr Professor!
Empfangen Sie meinen innigsten Dank für die gütige Übersendung Ihres „Sandalion“, die für mich eine ganz besondere Bedeutung hat. Nicht nur eine Bereicherung meines Tempelschatzes an heiligen Schriften erblicke ich darin, nicht nur eine Gabe des allverehrten Autors ist es mir. Dadurch daß Sie selbst mir eine Ihrer Arbeiten überreichen, fühle ich mich gleichsam zu Ihrem Jünger erhoben, während ich bis dahin Ihre Schülerin war, wie jedermann Mitgenießer ist all dessen, was die Sonne schafft, die ihre Leben wirkende Kraft hinausgehen läßt in die Welt und dessen nicht acht hat, wer und was alles durch sie lebt und wächst und webt. Dafür, verehrtester Meister, meinen heißen Dank, den ich dadurch abzutragen versuchen will, daß ich, wenn möglich, in Zukunft mehr noch als bisher wirken will, kämpfen für die monistische Weltanschauung und die monistische Ethik.
Nun wünsche ich Ihnen, verehrter Herr Professor, recht glückliche, frohe Sonnenwendtage, fröhliche Weihnachten.
In tiefster Verehrung
Ida Altmann.