Breitenbach, Wilhelm

Wilhelm Breitenbach an Heinrich Schmidt, Bielefeld, 25. Juli 1918

DR. WILHELM BREITENBACH

BUCHDRUCKEREI :: VERLAG

BIELEFELD, DEN 25.7.1918

Lieber Herr Doktor!

Besten Dank für Ihren freundlichen Brief und den Sonderabdruck aus der Jenaischen Zeitung mit dem Aufsatz über das Haeckel-Museum. Der Ankauf der Villa Medusa durch die Zeiss-Stiftung ist ja hoch erfreulich und verwirklicht nun auf’s schönste den Gedanken, über den wir schon öfter gesprochen haben. Ich war ja immer der Meinung, das Archiv müsse zu einem Zentral-Institut der Entwicklungslehre ausgebaut werden. Denn erst dann kann es eine Wirkung in weitere Kreise hinein ausüben und erst dann kann es sich einen grossen Wirkungskreis schaffen. Wir brauchen einen Sammelpunkt für alle Bestrebungen auf dem Gesamtgebiete der Entwicklungslehre, der zugleich den Zentralpunkt für den Monismus bildet. Wenn dieser feste Punkt geschaffen ist, können wir recht eigentlich erst an den Ausbau des Monismus systematisch herantreten und den ‚Monistenbund‘ über das Niveau eines Vereines mit wechselnden Vorsitzenden und sonstigen Vorstandsmitgliedern erheben, die alle Jahre von einer Zufallsmajorität gewählt werden.

Es freut mich aufrichtig, dass Haeckel es noch erlebt hat, dass dieser Gedanke seiner Verwirklichung nahe rückt. Seine Lebensarbeit erhält damit einen Seiner würdigen Abschluss.

Wie Sie wissen, wollte ich schon Ostern nach Jena gekommen sein, damals aber hatte Haeckel nicht recht Zeit und ich verschob auf seinen Wunsch die Reise bis Pfingsten. Damals hatte Haeckel aber vielen Besuch und er bat um nochmalige Verschiebung der Reise. Ich bin nun gern bereit, in der ersten Hälfte des August zu kommen, wenn ich bestimmt weiss, dass ich diesmal gelegen komme. Wenn ich eine diesbezügliche Mitteilung von || Haeckel erhalte, werde ich den Tag meiner Reise bestimmen können und Ihnen dann Nachricht geben. Ich würde einige Tage dort bleiben, vorausgesetzt, dass die Verpflegungsverhältnisse einigermassen sind. An sich ist das Reisen jetzt kein Vergnügen, aber es würde mich doch von Herzen freuen, unseren alten Herrn noch einmal zu sehen und zu sprechen, bevor er uns auf immer verlässt. Auch wir haben wohl allerlei Dinge zu besprechen, die uns interessieren.

Also hoffentlich auf baldiges frohes Wiedersehen.

Mit herzlichem Gruss

Ihr

Dr. W. Breitenbach

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
25.07.1918
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6189
ID
6189