Berlin 24/8 69.
Meine Liebe Agnes!
Vor wenigen Stunden erhielt ich Deinen lieben Brief, wofür ich herzlich danke. Wohl wurde ich getäuscht da ich dachte meine Sehnsucht nach Nachricht von unserem lieben Ernst würde gestillt; aber doch freute ich mich herzlich zu hören, daß es Dir und unserem kleinen mir noch unbekannten Liebling so gut geht. Gott erhalte Euch ferner so. ||
In Gedanken war ich in der letzten Zeit viel bei Dir, da ich ja mir denken kann wie manche bange Stunde Du durch Ernstens Abwesenheit hast, und oft wollte ich Dir schon schreiben, ließ es aber immer mit der Hoffnung doch endlich Dir von ihm schreiben zu können, aber immer vergebens. Gott erhöre nur unser Gebet für ihn, daß es ihm wohl gehe und er uns gesund heim-||kehre. – Sobald Du von ihm Nachricht erhälst, bitte theile es mir gleich mit; sollte ich einen Brief von ihm erhalten, so werde ich es Dir gleich schreiben; bei dem unregelmässigen Postverkehr kann doch zu leicht ein Brief verlohren gehn. – Dein liebes, süsses Kindchen wird Dir ein rechter Trost jetzt sein. Wie leid ist es mir auch, daß Du so manche Sorge um Deine liebe Mutter gehabt hast, hoffentlich geht es ihr bald besser, grüsse sie und Clara recht herzlich von mir. – ||
Auf Dein Herkommen freuen wir uns sehr; schreibe nur ja welchen Tag und mit welchem Zuge Du kommst, damit ich Dich auf dem Bahnhof erwartten kann. Denke Dir nur das Reisen mit dem Kinde nicht gar zu schlimm, so viel als möglich sieh, daß Du ihm beim Fahren liegen kannst lassen, das soll für den Rückgrat am beßten sein; und dann achte drauf, daß sein Köpfchen in der Mitte des Wagens ist damit er nicht irgend einen Stoß bekömmt. Nimm Dir nur || [Text bricht ab]