Liebe Agnes!
Mein heutiges Schreiben an Dich fange ich mit einer Bitte an, ich ersuche Dich mir an einem Bande, das Du im Brief einlegen kannst, die Länge von Lisbets Unterrock zu schicken, ich will gerne zu Weihnachten für mein fleissiges Schulmädchen ein warmes Unterröckchen stricken, bin aber bange nicht die richtige Länge zu treffen; || aber ich bitte Dich dringend mir bald zu schicken, ich muß mir jetzt zu allem Zeit nehmen, die Arbeit fleckt bei mir nicht mehr so gut als früher da nehme ich gerne alles gleich vor. Du hast mir, liebe Agnes eine große Freude dadurch gemacht, daß Du mir einiges von Eueren Kindern geschrieben hast. Gott behüte das liebe Volk. –
Du kannst denken wie viel Schmerz mir das Erkranken vom kleinen Ernst ist; so || weit ich es beurtheilen kann, scheint es im Ganzen etwas besser zu gehn, ich finde eine Beruhigung darin, daß ich die Ursache von dem Sturz vom Pferde herleite, dies hatten sie mir erst verschwiegen, und so konnte ich mir die Veränderung, die mit dem lieben Jungen vorgegangen war, gar nicht erklären.
Gott gebe volle Genesung. –
Grüße die Kinder herzlich von Ihrer alten Großmutter Lotte Häckel.