Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Potsdam, 18. März 1876

Potsdam 18/3 76.

Liebe Agnes!

Bei dem großen Wasser und vielen Stürmen und dadurch verursachten Unglücksfällen, dachte ich oft so besorgt daran, daß unser Ernst grade in einer Gegend sei, wo es am schlimmsten ist, und sehnte mich so sehr nach Nachricht; so war Dein lieber Brief mir dann gestern eine große Beruhigung und ich schicke ihn Dir mit Dank hierbei zurück. Heute bekam ich von Ernst ein paar Zeilen aus Heidelberg, wonach es ihm ja ganz gut geht, morgen Sonntag || dachte er nach Baden zu gehn. Gott sei Dank, daß es bis jetzt alles gut abgelauffen ist. Gott beschütze auch ferner ihn und Euch alle.

Wir hatten hier Sonntag auch solch furchtbaren Sturm, wobei ich immer dachte, wenn es in Jena auch so ist, wie wird Agnes jammern daß der Mann nicht da ist. Gott Lob, daß es Dir mit den Kindern gut geht. Daß klein Emma nun auch die Pockengeschichte hinter sich hat ist, recht gut. Mit Kinder kommt ja || immer schnell was. Hier ist der kleine Julius am Scharlachfieber erkrankt, bis jetzt verläuft es so günstig, als man nur wünschen kann. –

Ernst Brief schicke ich Dir nicht mit, ich habe ihn Karl gegeben, da Ernst über einiges nach Dortmund Nachricht zu haben wünscht; ich denke, Du hast wohl gleichzeitig von ihm einen Brief aus Heidelberg erhalten. In Mainz ist er im Nachen durch die Straßen gefahren. –

Grüsse und küsse Dein || kleines Volk innig von Ihrer alten Großmutter, die in Gedanken oft bei Euch ist.

Halte Dich gesund und behalte lieb

Deine

alte Mutter Lotte.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.03.1876
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36691
ID
36691