Potsdam 27/3 73.
Liebe Agnes!
Als ich heute damit beschäftigt war für Dich das Kistchen Apfelsinen zu packen, kam Dein lieber Brief; aber so sehr ich mich auch beim Empfang freute von meinen Lieben zu hören, so betrübt mich die Nachricht, daß unsere liebe Lisbeth wieder erkrankt ist, aufs tiefste. Ach ich hatte so sehr gehofft sie würde sich bei dem schönen Wetter bald erholen, und nun muß das liebe kleine Mädel wieder in der Stube stecken. || Wie schmerzt es mich, daß das Kind wieder soviel Schmerzen hat. Und auch deinetwegen, ich kann mir recht denken, wie es doppelt schwer für Dich ist so in Abwesenheit des Mannes so schwere Sorgen zu haben. Nun, nur guten Muth, meinen liebe Agnes, Gott wird uns ja beistehen.
Mir ist es auch recht betrübt, daß ich in keiner Weise Dir etwas behülflich sein kann. ||
Laß Dir beifolgende Apfelsinen eine kleine Erquickung sein, Walterchen laß ich sagen, seine gute Mama würde ihm nur davon mitgeben wenn er immer folgsam wäre. Von Dir sagst Du mir nichts, ich kann mir wohl denken, daß Du in der Sorge um das liebe Kind nicht daran gedacht hast. Hoffentlich fühlst Du Dich körperlich jetzt leichter.
Daß Deine Mädchen jetzt recht beschäftigt sind ist wohl natürlich, vor Ostern wollen ja alle Mädchen in der Christenheit alles reinigen; bei mir || ist auch Wäsche und Reinemachen, jetzt ist Marie auf der Rolle, und morgen denke ich mit Marie zu Plätten. Uebermorgen erwartte [!] ich meine Schwester Bertha, Sonntag ist Annas Konfirmation.
Daß es unserem Ernst so gut geht, freut mich sehr, wenn Du ihm nur bessere Nachricht von Lisbeth wirst geben können, sonst wird ihm das die Reise verkümmern. – Grüße Deine liebe Muttter und Clara herzlich von mir, und Dir und den Kindern in Gedanken die innigste Umarmung der
alten Mutter Lotte.