Berlin 21/1 71.
Meine liebe Agnes!
Da meine liebe Agnes das Wochenbett nun so weit glücklich überstanden hat, daß sie wird Besuch annehmen dürfen, so komme ich heute zu ihr. Ach wie gerne sähe ich sie und ihr Mädel! aber das kann nicht sein, und so muß ich damit zufrieden sein, Dir schriftlich meinen Glückwunsch zu dem Töchterchen zu bringen. Gott gebe, daß es ferner gedeihe, und mit dem Brüderchen zu Euerer Freude heranwachse. Solch Pärchen ist doch sehr lieblich. – ||
Ich hatte rechtes Verlangen von Deinem ferneren Ergehn zu hören, und war daher gestern sehr erfreut, zu hören, daß es doch im Ganzen gut geht. Wie Ernst mir schreibt, so quält Dich jetzt der Blasenkrampf, ich hoffe er soll sich bald verliehren, ich denke, wenn Du erst orndlich wirst auf sein können, und wieder Bewegung hast, wird es besser werden. Wie mir Ernst schreibt, so legst Du die Kleine zeitweise an, und habest auch etwas Milch. Wenn || Du aber den ernsten Willen hast: Dein Kindchen zu nähren, dann muß ich Dich dringend bitten, zu Anfang die Kleine so oft als möglich anzulegen, dadurch kommt nur die Milch orndlich in Gang. Bekommst Du Appetiet, kannst mehr trinken: Bier und Milch mit Wasser; kannst Du dann Bewegung machen, so findet sich auch mehr Nahrung für Dein Kindchen. Daß es gehn möge, wünsche ich nicht bloß für Dein Töchterchen, noch viel mehr, für Dich selbst, Du wirst darnach kräftiger und stark werden. ||
Eine große Beruhigung ist es mir, daß Deine liebe Mutter und Schwester um Dich sind, weiß ich Dich doch in liebevoller treuer Pflege.
Wie leid ist es mir aber für Beide, daß durch das Kranksein Deiner Köchin es noch mehr beschwert ist; und ich kann mir denken wie viel die gute Clara zu thun haben wird. Grüsse Deine liebe Mutter und Clara herzlich von mir. Gott sei mit Dir und den Deinen.
Daß Du bald Dich ganz erholen mögst ist der Wunsch Deiner Dich herzlich lieben Mutter Lotte.