Berlin 7/12 71.
Liebe Agnes!
Wenn mir auch das Schreiben immer schwerer wird, so will ich Dir doch mit ein paar Wortten danken für Deinen lieben Brief; durch den Du mir eine große Freude gemacht, da Du mir von den Kindern und von Euerem Leben schreibst. Gott erhalte Euch Euer häusliches Glück ungetrübt; und vor allem gebe er den Kindern fröhliches Gedeihen.
Du kannst denken, liebe Agnes, welch ernste, schwere || Zeit wir in diesen Tagen erlebt haben; der unerwarttet plötzliche Tod von August Jakobi hat die Frau und Kinder schwer getroffen, und wie leid thut mir die alte Mutter und Lucie. Helehnens Mutter ist Montag Abend angekommen. –
Daß unser lieber Ernst jetzt immer so überhäuft mit Geschäften ist, thut mir leid; er hatte mir Hoffnung gemacht, daß er Sonnabend her kommen würde, wenn es aber so bitter kalt || bleibt, als es heute ist, so soll er lieber später kommen; ich will nicht, daß er seiner Gesundheit schadet. –
Heute Nachmittag besuchte mich Deine Schwester Marie, die Euch alle grüssen läßt, bei ihnen sei alles wohl. –
Grüsse Deine liebe Mutter und Clara herzlich von mir, und Deinen Kindern gieb einen Kuß. –
Hoffentlich seid Ihr zum Feste alle gesund und heiter, das wünscht Euch von Herzen
Euere
alte Mutter Lotte