Merseburg den 26. Febr. 64.
Beste Frau Ober-Reg. Räthin!
Mit der tiefsten Betrübniß habe ich die traurige Nachricht von dem frühen so ungeahnten Dahinscheiden Ihrer lieben Frau Schwiegertochter vernommen, und brauche Sie nicht erst der herzlichsten, innigsten Theilnahme zu versichern, da Sie wissen, wie lieb ich a den Herrn Proffessor habe. Und in der kurzen Zeit wo wir in Halle beisammen waren, hatte ich auch die Frau Proffessorin sehr lieb gewonnen, denn sie waren wie für einander geschaffen, ein Herz und eine Seele. Wohl kann ich mir denken, welch harter Schlag dieser Verlust für Sie alle ist, aber besonders für den armen guten Ernst.
Wir müssen uns freilich sagen, Gott hat es gethan. Und obgleich wir das wissen, so ist es doch uns armen schwachen Menschen unmöglich, wenn uns unser liebstes genommen wird, uns so bald darinn zu fügen. Doch er ist glücklich, daß er Ihr Kind ist; Sie wissen zu trösten und Wunden zu heilen. Gott gebe Ihnen Allen Kraft die’s bittre Leid zu tragen. Meinen Kindern wird diese || traurige Nachricht eben so schmerzlich sein wie mir.
Mit der Bitte den Herrn Proffessor meiner herzlichsten Theilnahme zu versichern, und ihn und den Herrn Ober-Reg. Rath bestens zu grüßen, verbleibe ich mit Liebe und Dankbarkeit für alles Gute, was Sie mir in jener schweren Zeit erwiesen
Ihre
ergebenste
C. Merkel.
a irrtüml. Dopplung: ich