Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Würzburg, 22. April 1870
Würzburg, 22. April 70
Lieber Ernst!
Ich will Dir nur mit ein paar Zeilen meine besten Grüße senden, und Dir sagen daß bis jetzt unsere Reise gut abgelaufen ist. Vor 8 Tagen sind wir hier eingetroffen, heute gehen wir nach Burgsinn zum Besuche meiner Schwester, und in 8 Tagen gedenken wie die Rückreise nach Jena anzutreten, mit dem Theuren Kinde, das sich von den Masern wieder völlig erholt hat. Auch meiner lieben Schwiegermutter die Dich bestens grüßen läßt, geht es gut, dagegen habe ich meinen alten Vater sehr verändert getroffen. Er ist von den Hakims sehr malträtirt worden, und ich habe meine große Noth Schlimmeres zu verhüten. Zu einer Cataract-Operation wird es schwerlich kommen! Ich bin viel um den alten verlassenen Mann, und der Abschied von ihm wird mir schwer werden, schwerer als je. Meine liebe Frau hilft mir treulich dieses Traurige tragen.
Sonst geht es mir gut, und ich freue mich Dich bald wiederzusehen. Meine Frau grüßt || bestens, Dich und die Deinige, und mir bleibt nur noch übrig meinen Grüßen ein Plätzchen einzuräumen. Nimm sie von da entgegen von Deinem
treuem
C. G.