Gabriel von Max an Ernst Haeckel, München, 26. Dezember 1898
München 26.12.98
Hochverehrtester Herr Professor!
Ihr werthen Zeilen überraschten mich. Gleich eilte ich zu meinem Hausmeister dem ich den Auftrag gegeben das Bild einzupacken und vor Weihnacht abzusenden. Fröhlich vor Weihnacht recht dienstfertig gewesen zu sein, sagte er: Das ist schon vor zehn Tagen abgegangen! Was werden Sie hochverehrter Herr Professor denken,a daß nicht eine Geleitzeile mitfolgte! Als ich Donnerstagabend mich zum schreiben [!] setzte kam die Nachricht unser Hektor sei verloren gegangen. Da hier sehr viele Hunde gestohlen werden um sie aufzufressen oder gar im Auftrag eines verächtlichen Institutes, er [!] war große Aufregung mit Zeit||verlusten die Folge, ich fand nicht die Stimmung einen Brief zu schreiben. Erst gestern Sontag [!] brachte ein Thierfreund die Nachricht, daß der Hund gefroren in einer Blutlacke bei der Bavaria liege. Nun folgte Transport und Belebungsversuche etc. Er lebte wieder auf, ist von einer Menschenbestie arg zerschlagen, ist aber gerettet. So schreibe ich heute.
Wenn Sie das Bild bischen freute und esb die Frau Gemahlin gefunden hat, bin ich sehr glücklich. Den von Dubois selbst angefertigten, korigierten [!] und bemalten Abguß des Erectus erhielt ich durch Vermittelung von Krantz in Bonn, vergangenes Jahr. Ich malte ihn Ihnen in die Haende. Das Bild war heuer in der Jahresausstellung in Prag (erbeten) und es meldete || sich ein Verehrer und Schüler des Models, erbat sich Photographie um mit Text es in die illust. Leipziger Zeitung zu bringen. Ich sagte zu –.
Ich bin wortbrüchig geworden mit meinen Zeichnungen, es entstand zu viel und wäre ohne meine Worte dazu unverständlich. Am meisten verwirrten mich die Veddas, diese edlen schönen Köpfe sollen das Primitivste sein? Dann war der c Vormensch schöner als seine Nachfolger und man kann einfach vom Kulturaffen der Gegenwart reden.
Lange Zeilen des Dankes müßte ich schreiben für Zusendung des Cambrigder [!] Vortrages und der Stammesgeschichte des Menschen, wovon Sie mir die Ehre erweisen in Bild und Wort erwähnt zu werden. Es wird mir nichts übrig bleiben als meine geschriebenen und gezeichneten Arbeiten || über die Menschenveredelung (?) in einem Buch zu verewigen und in Dankbarkeit Ihnen hochgeehrtester Herr Professor zu widmen.
Diese Woche folgen die mir so lange anvertrauten Photographien. Sie werden einsehen, daß es besser ist, ich fange lieber gar nicht an mich zu entschuldigen, sie so lange behalten zu haben.
Ich darf mir desshalb nicht erlauben von der freundlichen Anführung Ihrer neuen Werke Notiz zu nehmen und freue mich wenn sie der Buchhandel mir zuschickt.
Als großer Gelehrter verzeihen Sie mir meine Versäumniße, und nehmen gütig das Bild aus den Händen der Nixe, welche es aus der Haeckelwelle, die aber nicht ging, reicht. In bekannter Verehrung
von mir und Frau ergebenster
Gab. Max