Allmers, Hermann

Hermann Allmers an Ernst Haeckel, München, 18.-28. September 1888

München 18 Spt 88 Achatz.

Herzlieber Haeckel

In der süßen Ahnung Ende dieser Woche Dich und die lieben Deinen bei meiner Zurückkehr aus den Zauberschlössern Königs Ludwig IIa frisch und fröhlich im Achatz begrüßen und mit Euch einige reicherfüllte b Tage in der Kunstwelt Münchens verleben zu können, rufe ich Euch Allen hiemit aus treuem und frohem Herzen c meinen jubelnden Willkommsgruß entgegen und bin und bleibe

Dein vielgetreuer Allmers ||

München 28 Spt 88

Den vorstehenden Willkommensgruß liebster Häckel solltest Du bei Eurer Hierkunft vom Oberkellner d empfangen. Aber als ich von meiner schönen Alpenwandrung zurückkehrte war Nichts von Euch kund geworden. e Doch andern Tags schon traf Dein Brief aus Jena ein, den ich wirklich nicht ohne peinliches Zagen öffnete, denn ich glaubte sicher Du und Ihr Alle hättet mir meinen plötzlichen Bregenzer Streifzug ernstlich übel genommen. Und mußte ichs nicht? Auf alle und jede Zuschrift erhielt ich ja nicht die kleinste Zeile Antwort. Ich kann Dir sagen, mir thats weh f und meine ich doch sicher Dir Weisung gegeben zu haben, daß der Achatz hinfort manche Woche hindurch mein Hauptvermittlungspunct mit allen || zwischen mir und der übrigen Menschenwelt sein würde. ‒ Ach und wie sehnte ich mich nach Dir, wie verlangte mich zu sehen, wie sich unser lieber Walter entwickelt habe, und ‒ nun erst mit Euch Beiden an meinem herrlichen Gardasee herumstreifen zu können! ‒ g Und anstatt dessen bin ich eigentlich meistens Fremdenführer hier gewesen, Tag für Tag auf die Karte von Dir wartend die mich rief zu Euch zu stoßen. O, ein Pech ohne Gleichen.

In der ersten Octoberwoche gehe nun auch ich noch auf einige Zeit nach Südtyrol, Botzen, Trient, Riva und Verona Euren Spuren nachgehend, aber nur mit halber Freude, das kannst Du mir glauben. ‒

Genug für heute. München schmückt sich schon so herrlich wie es kann unseren jungen, wackeren Kaiser zu empfangen und voll Hoffnung auf ihn werde ich redlich ins vieltausendfache Hoch mit einstimmen. ‒ Gruß und Händedruck Dir und den Deinen von Deinem

Vielgetreuen.

a eingef.: II; b eingef.: So, c gestr.: eminen; d gestr.: em-; e gestr.: aber; f gestr.: und Er ist aber; g gestr.: O, ein Pech;

 

Letter metadata

Recipient
Dating
28.09.1888
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 8698
ID
8698