Leopold Berger an Ernst Haeckel, Wien, 26. Juli 1908
Hochgeehrter Herr!
Es wird Ihnen gewiß an zahlreichen Anerkennungs Kundgebungen seitens verschiedener Gelehrten und Gebildeten nicht fehlen. Gestatten Sie auch mir, einem Proletarier, Ihnen für Ihre mühevolle Arbeit meinen wärmsten Dank auszusprechen.
Ein bekannter Student empfahl mir Ihr berühmtes Werk „Die Welträtsel“ (Volks-Ausgabe 1908.)
Obwohl mir so manche Details unverständlich blieben, da ich die dazu nötige Vorbildung nicht besitze, so war ich nichtdestoweniger entzückt von den Kap. 14 bis 19. worin Sie manch wahres || Wort zum Ausdruck bringen.
Trotzdem ich in gewissen „frommen“ Kreisen dem Spotte ausgesetzt bin, bin ich doch überzeugt von der Richtigkeit der monistischen Weltanschauung. Und freut es mich sehr, daß ich in diesem Zeitalter lebe in welchem diese herrliche Idee, auch unter dem Volke Verbreitung findet.
Und nun mein hochgeehrter Herr nehmen Sie also auf diesem Wege meinen aufrichtigen und heißesten Dank entgegen
Ihr ewig dankbarer
Leopold Berger.
Buchbindergehilfe
III. Pragerstrasse 1.
Wien. 26.VII. 908.