Wolfgang Benning an Ernst Haeckel, München, 15. März 1919
15.III.1919
Verehrter Meister!
Gestatten Sie es einem Ihrer Verehrer Ihnen brieflich den herzlichsten Dank auszusprechen. Wohl drei Männern verdanke ich alles. Ihnen, der mir die Augen zur Betrachtung der Natur im weitesten Sinne geöffnet (durch den unerträglichen Schulunterricht war mir alles verekelt worden) D. F. Straß, der mich zu einer kritischen Würdigung der Religionen veranlaßt hat u. meinen Eintritt in die Jugendgruppe „Sonne“ des Monistenbundes bewirkt hat, und schließlich Ludwig Gurlitt, der mir wieder Begeisterung für Kunst und Litteratur des Altertums vermittelt hat. Nach diesem Anfang gestatten Sie mir, meine Bitte vorzutragen. Ostern verlasse ich die Schule, um mich dem Studium der Naturwissenschaft und Philosophie zu widmen. Können Sie, verehrter Meister, mir da Lehrer nennen, welche Ihnen zu diesem Studium geeignet scheinen? Verzeihen Sie diese Bitte mir und seien Sie mit dem Ausdruck der tiefsten Hochachtung
ergebenst gegrüßt
Von Wolfgang Benning
München
Beethovenstr 5 Ie.