Stuttgart. 26 Sept. 1882.
Mein lieber Herr Professor!
Ich danke Ihnen bestens für Ihre freundliche Mittheilung aus Potsdam u. freue mich, daß das Kronprinzliche Ehepaar sich der Sache so geneigt gezeigt. – In demselben Neuen Palais, – vielleicht in demselben Raume, habe ich vor einigen Jahren die Ehre gehabt den hohen Herrschaften die Originalskizzen meines Amazonasbuches vorzulegen; – die späterhin von mir nachgesuchte Erlaubniß zur Dedication der englischen Ausgabe hat die kleine hohe Frau jedoch || abschlägig beschieden, ohne einen Grund anzugeben. – Wahrscheinlich hatte der damalige preußische Gesandte in Carlsruhe, Graf Fleming, ein in der ganzen Stadt schlecht angesehener,a unter dem Pantoffel (u. zwar Holzpantoffel!) seiner extravaganten Frau (einer Tochter der Bettina) stehender, verbissener Dummkopf ungünstig über mich berichtet, obgleich ich die Ehre hatte wöchentlich 3–4 Mal die Tochter seines Königs zu sprechen u. von ihr zur Tafel gezogen zu werden. – .
Die beiden Schwägerinnen, Großherzogin Louise v. Baden u. die Kronprinzessin, können sich übrigens, (was eventuell auch für Sie wichtig sein könnte zu wissen) – gegenseitig nicht ausstehen, derart daß die Kronprinzessin nur || ein einziges Mal in Carlsruhe gewesen ist, u. zwar als ihr Gemahl daselbst todtkrank am Fieber lag! – .
Doch nun zu den geehrten Herrn Verlegern, die, obgleich sie keine Krone tragen, – sich stellenweise so viel u. mehr dünken, denn Fürsten! Herr Kröner hat mir bis jetzt nicht nur keine, auch noch sob geringfügige Mittheilung gemacht, sondern seinen Alten Freund Closs, der bei ihm zu sondiren suchte, – in so unfreundlicher, geradezu unartiger Weise ablaufen lassen, daß der letztere erklärt hat er bedanke sich fernerhin mit ihm darüber zu sprechen. – . Ich selbst würde mir gar Nichts daraus machen zu ihm zu gehen u. mit ihm zu verhandeln, wenn ich nicht die feste Ueberzeugung hätte, daß hinter diesem || verdrossenen Schweigen von seiner Seite die egoistische Absicht läge mich unruhig zu machen, u. mich dann, wenn ich zu ihm käme, wie einen bittenden behandeln u. seine Bedingungen vorschreiben zu können. – Er wird jedoch, dac ich die Verhältnisse nach mehr denn zehnjähriger Thätigkeit auf diesem Gebiete, sehr genau kenne, gar Nichts damit erreichen, als daß mein Urtheil über Verleger im Allgemeinen, u. über ihn im Speciellen noch ungünstiger sich gestalted, denn vorher. – . – Mit der Ausarbeitung der mir hinterlassenen Photographie habe ich, da Alles noch in der Schwebe ist, – noch nicht begonnen. – .
Mit vorzüglicher Hochachtung und bestem Gruß, auch von Seiten meiner Frau
Ihr ergebenster
F. Keller-Leuzinger.
P. S. der König von Württemberg hat mir vor einigen Tagen den Professortitel zu verleihen geruht – wahrscheinlich für meine Bestrebungen auf kunstgewerblichem Gebiete.
a gestr.: als; eingef.: schlecht angesehener; b eingef.: so; c korr. aus: wie; d korr. aus: gestaltet