Richard Greeff an Ernst Haeckel, Bonn, 21. November 1870
Bonn den 21. November 1870
Lieber Haeckel!
Gestern habe ich einen ministeriellen Ruf für die zoologische Professur in Marburg an Claus’ Stelle erhalten und beeile ich mich Dir dieses für mich so erfreuliche Ergebniß mitzutheilen, Deiner freundlichen Theilnahme gewiß. Ich bin allerdings vor der Hand als Extraordinaruis mit 600 Thlr. Gehalt berufen, aber ich denke das wird nur ein hoffentlich kurzes Entwicklungsstadium sein aus dem sich bald das || Ordinarius erheben wird.
Es ist mir frei gestellt worden ob ich schon in diesem Semester dort eintreten will oder erst zu Ostern. In Rücksicht auf meine Familie und den sich daran knüpfenden complizirten Umzug werde ich natürlich das Letztere wählen und den Winter noch hier bleiben.
Es thut uns zwar einerseits leid das schöne Bonn, das uns eine zweite Heimat geworden, zu verlassen, im Uebrigen aber freuen wir unsa recht von Herzen. Ich werde nun in der nächsten Zeit einmal mit meiner Frau nach Marburg spritzen um mir die || Verhältnisse anzusehen namentlich bezüglich der Wohnung, die dort sehr schwierig zu beschaffen sein soll. Hoffentlich werden wir in diesem für uns sehr wesentlichen Punkte gut zu recht kommen.
Für heute nimm mit dieser kurzen Anzeige vorlieb und sei von mir und meiner Frau aufs herzlichste gegrüßt.
In alter Freundschaft
Dein Reisegefährte
(heute vor 4 Jahren Ankunft in St. Cruz
de Tenerife mit Niobe – herrlich!!
nächstens noch einmal durchbrennen!)
Richard Greeff
Bitte besten Gruß an Prof. Preyer.
a eingef.: uns