Baden d 13 Mai | 1884
Hochgeehrter Herr Professor!
Als eben mein Brief an Sie abging, kam Ihr Paket an mich an, was ich erst ein paar Tage darauf eröffnen konnte, da ich durch mancherlei nothwendige Geschäfte verhindert wurde. Ihr so liebenswürdiger Brief und die beiden wunderschönen Werke haben mich gerührt und ich möchte sagen, daß letztere mich fast beschämt haben. Die herrlichen Zeichnungen der buntfarbigen Seethiere, die unsereiner ja nie schauen kann, erinnerten mich an Gray’s „full many a gem u.s.w.“ –
Für die Einladung zur Einweihung der beiden Institute meinen besten Dank; ich kehrte erst am 2 Mai hieher zurück. – Es würde mir sehr angenehm, Ihrer, mir so schmeichelhaften Aufforderung nach Jena nachzukommen, doch bin ich, wie sich nun ausweist, durch || unvorhergesehene Abhaltungen daran gehindert. Sehr lieb wäre es mir, wenn mein lebhafter Wunsch, Sie, hochverehrter Herr Professor, von Angesicht zu sehen, befriedigt werden könnte. Sollte Sie die Entfernung nicht abschrecken, so würden Sie mich sehr erfreuen, wenn Sie mich hier in Baden mit einem Besuche beehrten. Bis Ende dieses Monats würde mir jeder Tag Ihres Kommens ganz nach Ihrem Belieben gewesen sein und Ihr Zimmer wäre immer parat. Baden ist eben im schönsten Frühlingsschmuck und von Fremden ziemlich leer, was kein Nachtheil. –
In vorgerückten Jahren, wie die meinigen, drückt man gerne noch gleichgesinnten Befreundeten die Hand und ich hoffe, diese Betrachtung fällt bei dieser meiner Einladung auch bei Ihnen ins Gewicht. –
Sollte es Ihnen Zeit und Gesundheit erlauben, so hoffe ich auf eine günstige Antwort.
Ich sende Ihnen bald den aus San Remo mit-||gebrachten Schwamm. –
Mit ausgezeichneter Hochachtung uherzlichem Gruße
Ihr
ergebener
Graf Bose