Hermann Braus und Curt Elze an Ernst Haeckel, Heidelberg, 1. Juni 1919

a BADISCHE DIREKTION HEIDELBERG, DEN 1. Juni 1919.

DER ANATOMIE HEIDELBERG.

Streng vertraulich.!

Sehr geehrter Herr Kollege!

Am 20. Dezember dieses Jahres werden 50 Jahre verflossen sein, seitdem Herr Professor Max Fürbringer als Doctor philosophiae promovierte (mit der Dissertation: die Extremitäten der schlangenähnlichen Saurier). Es besteht die Absicht, die Festschrift, welche wegen des Kriegsausbruches zum 70. Geburtstag nicht fertiggestellt werden konnte, zu diesem Termin zu überreichen. Der allzufrüh verstorbene Freund Fürbringers, Professor Ruge in Zürich, beabsichtigte die Veröffentlichung in dem von ihm herausgegebenen morphologischen Jahrbuch in der früher geplanten Form. Inzwischen ist die Stelle des Herausgebers verwaist und eine Durchführung des Planes in dieser Form unmöglich geworden. Da Herr Dr. L. Drüner, der mit Professor Ruge und einem der Unterzeichneten die früheren Vorbereitungen getroffen hatte, im besetzten Gebiet wohnt und infolgedessen schwer zu erreichen ist, haben die unterzeichneten drei Professoren der Anatomie zu Heidelberg einen neuen Arbeitsausschuss gebildet, um dem Jubilar die Freude zu machen, an jenem Tage seine nächsten Freunde, Schüler und Verehrer durch eine Schrift aus ihrer Feder versammelt zu sehen. Der Sekretär der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Exc. Bütschli, hat sich in entgegenkommendster Weise bereit gefunden der Akademie vorzuschlagen, dass sie als besonderen Band ihrer Abhandlungen die Fürbringerfestschrift herausgäbe und zwar unter folgenden Bedingungen:

1.) Bis zum 14. Juni müsste wegen der Kalkulation der Kosten bekannt sein, welche Seitenzahl jeder einzelne Beitrag hat. Um Ihnen die Berechnung zu ermöglichen, legen wir eine Probeseite der Abhandlungen der Akademie bei.

2.) Die Zahl der Figuren müsste möglichst beschränkt sein, da die Vervielfältigungskosten ausserordentlich hohe sind. Bei bunten Figuren oder zahlreichen Tafelfiguren müsste sich der || einzelne Autor bereit erklären, die Kosten für die Figuren teilweise selbst zu tragen. Nach Möglichkeit wird jedoch die Akademie der Wissenschaften die Kosten für die Figuren ganzb übernehmen.

3.) Für den Textbogen (16 Seiten) verlangt der Verleger einen Zuschuss von 166.- Mark. Von diesem Zuschuss würde die Akademie und der Autor je die Hälfte zu tragen haben, also pro Bogen 88.- Mark, (zahlbar im Voraus nach Feststellung der Seitenzahl durch den Verleger).

4.) Ablieferungstermin des druckfertigen Manuskripts ist der 1. September dieses Jahres. Die Figuren sollten möglichst schon früher abgeliefert werden. Nach dem 1. September erlischt unsere Verpflichtung zur Annahme eines Manuskripts, da sonst bei den schwierigen Arbeitsverhältnissen nicht disponiert werden kann. Es sind diese Bedingungen unter den jetzigen Verhältnissen nicht ungünstig, weil ohne die Unterstützung durch die Akademie der Wissenschaften, welche einen Zuschuss von 5-6000 Mark für die Festschrift in Aussicht stellt, zur Zeit keine entsprechende Verlagsmöglichkeit besteht. Wir heben hervor, dass jedem Autor 100 Freiexemplare seiner eigenen Arbeit zur Verfügung stehen und dass die Drucklegung der Arbeit durch den Termin so beschleunigt wird, wie heute bei den wenigsten Zeitschriften. Die Abhandlungen haben einen grossen Verbreitungskreis und sind ausserdem einzeln im Buchhandel käuflich.

Vorausgesetzt, dass die Akademie der Wissenschaften zustimmt, was Exc. Bütschli für sehr wahrscheinlich hält, und falls die Beteiligung den Zusagen entspricht, welche wir früher erhielten, wird ein stattlicher Band zustande kommen; der Verlag (Carl Winter, Heidelberg) stattet die Abhandlungen sehr gut aus, das Format ist sehr schön.

Da manche der früheren Teilnehmer infolge der Postsperre schwer erreichbar sind, dürfen wir Ihre Ermächtigung voraussetzen, neue Mitglieder aufzufordern, welche zwar dem früheren Kreis nächster Freunde und Schüler nicht angehören (Circular vom 1. Januar 1916), aber ihren Wunsch ausgesprochen haben, sich an einer Ehrung Fürbringers zu beteiligen.

Wir haben vergeblich immer wieder versucht, Herrn || Professor Fürbringer zu bewegen einem Künstler eine Sitzung zu gewähren, damit durch diesen in irgend einer Form sein Bild festgehalten werden könnte. Wir sehen uns jedoch ausser stande, dies direkt oder indirekt zu erreichen, so sehr die Weigerung zu bedauern ist. Wir werden deshalb bei denjenigen Herren, welche bereits Einzahlungen für die Fürbringerplakette gemacht haben, die auf der hiesigen Creditbank zinstragend deponierten Beträge von dem für die Festschrift zu leistenden Betrag in Anzug bringen. Diejenigen, welche unter den jetzigen Verhältnissen kein Manuskript einzuliefern vermögen, erhalten ihren Beitrag zurück (in deutscher Mark).

Wir bitten Sie, sehr verehrter Herr Kollege, auf beiliegender Postkarte um umgehendec Mitteilung, ob wir auf das früher zugesagte Manuskript rechnen können unter den neuen, sub 1-4 genannten Bedingungen. Wir bitten unter den jetzigen Verhältnissen nur um solche Zusagen, welche bindend eingehalten werden können. Wir werden auf Grund der Zusagen die Verhandlungen mit der Akademie der Wissenschaften und dem Verlag zu Ende führen und Ihnen die Bedingungen in der definitiven Form bekannt geben.

Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst

H. Braus, C. Elze, H. Petersen.

a gestr.: GROSSH b eingef.: ganz; c korr. aus: umgehede

Brief Metadaten

ID
6349
Gattung
Brief ohne Umschlag
Institution von
Anatomie Heidelberg
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutschland
Datierung
01.06.1919
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
20,8 x 32,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6349
Zitiervorlage
Braus, Hermann an Haeckel, Ernst; Heidelberg; 01.06.1919; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_6349