Willi Denk (D. M. B., Ortsgruppe Erfurt) an Ernst Haeckel, Erfurt, 22. März 1914
D. M. B.
DEUTSCHER MONISTEN-BUND
ORTSGRUPPE ERFURT.
ERFURT, DEN 22/3 1914
Leopoldstr. 4
Verehrter Meister!
Anbei übersende Ihnen einen Ausschnitt aus dem „Erfurter Allgemeinen Anzeiger“, der Sie vielleicht interessiert.
[Zeitungsausschnitt:]
„Niedriger hängen! Die mit dem Bischofskreuz geschmückte Lothringer Volksstimme brachte vor einigen Tagen an der Spitze ihres Blattes in auffallendem Drucke folgende Notiz:
‚Die Wissenschaft haßt das Wunder, und doch muß man es als einen modernen Wunderversuch bezeichnen, daß ein Affenabkömmling, nämlich der 80jährige Haeckel, Professor in Jena, der Lehrer der Abstammung des Menschen vom Affen, zu einem Edelmenschen entwickelt werden soll. Es wurde ihm nämlich das Großkreuz des Sächsisch-Ernestinischen Hausordens verliehen, das ihm den erblichen Adelsstand verleiht.‘
Wir können uns darauf beschränken, diese Kampfesweise der Verachtung aller anständigen Leute preiszugeben, denn niedriger geht’s nimmer.“
Erst war ich empört, dann aber mußt ich doch lächeln. Ich glaube das ist wohl auch das einzig Richtige & wie ich Sie kenne, werden Sie das wohl auch mit Humor aufnehmen & lächeln. Lächeln, wie etwa Mensch gegenüber einem Affen, der ihm wütend die verzerrtesten Grimassen schneidet.
Mit ehrerbietigem Gruß.
Willi Fenk
auch ein Affenabkömmling.