Fritz Lehmann an Ernst Haeckel, o. O., o. D. [vermutl. 1908]
Sehr geehrter Herr Professor!
Erlaube mir Ihnen das Heft VI von „Über Land und Meer“ zu übersenden. Wie Sie aus dem Aufsatz des Herrn Dr. Nistellgo lesen werden, genehmigte die französische Regierung eine Lotterie im Betrage von
Einer Million Frances
um mit dem Reinerträgniß derselben die occulten Phänomene durch die Wissenschaft untersuchen lassen zu können. Es wäre zu wünschen, daß auch wir Deutsche, genannt das „Volk der Denker“ mit dem „Denken“ einmal fertig würden u. uns im Verein mit den außerdeutschen Gelehrten „praktisch“ an den Untersuchungen beteiligen würden! Was müssen sich die französischen, englischen, italienischen, amerikanischen Gelehrten von || Ihrer Darstellung des Occultismus in Ihrem „Welrätsel“ denken, wo Sie schreiben: „Es ist eine ebenso befremdete! wie „betrübende“ Tatsache, daß heute noch Millionen (man rechnet 60 Millionen) gebildeter Kulturvölker resp. Menschen von diesem „finsteren“ Aberglauben völlig beherrscht sind pp. Finster ist es freilich in den „Köpfen“, aber bei uns, nicht bei den anderen, das werden Herr Prof. aus dem Aufsatz herausfinden. Bei uns heißt es: „Ignoramus et Ignorabimus“ = Wir wissen nichts u. werden nichts wissen.
Mit der höflichen Bitte den Aufsatz des Herrn Dr. Nistellgo eingehend zu studieren zeichnet hochachtungsvoll
Lehmann.