Karl von Bardeleben an Ernst Haeckel, Jena, 6. Juli 1908
Sr. Excellenz Herrn Wirkl. Geheimrat Professor Dr. E. Haeckel, zur gef. Kenntnis
ganz ergebenst
K. Bardeleben
d. 6.7.8.
[Weitergeleiteter Brief Eduard Blaubachs an Karl v. Bardeleben]
Jena, den 26. Juni 1908.
Hochgeehrter Herr Hofrat!
Wollen Sie mir gütigst entschuldigen, wenn ich Sie mit nachstehenden Zeilen belästigen sollte; doch kann ich mich keines vertrauenswürdigeren Menschen entsinnen, dem ich mich in dieser Weise offenbaren könnte.
In meiner Beschäftigung als Optiker kann ich eine volle Befriedigung insofern nicht finden, da ich die sitzende Lebenswiese, durch Gallensteinleiden veranlaßt, nicht mehr vertragen kann. Auch stoße ich, da ich mich als Mitgleid 2. hiesiger militärischer Vereine, der Gewerkschaftsorganisation nicht an- ||schließe, fast überall auf Hindernisse.
Einem schon längst gehegtem Wunsche folgend, habe ich mich um die Stelle als Famulus im neuen Philetischen- Museum beworben und von Sr. Exzellenz Häckel auf meine schriftliche Bewerbung, im November vor. Jahres, den Bescheid erhalten, daß er mich berücksichtigen wolle. Da ich nun vor einigen Tagen hörte, daß der jetzige Diener Pohle, die ihm vorbehaltene Stelle, alterswegen nicht antreten würde, so weiß ich nicht ob es angebracht erscheint Sr. Exzellenz persönlich aufzusuchen; ich erlaube mir daher, Hochverehrter Herr Hofrat, der Sie stets ein treuer Berater unserer Familie waren, an Sie die untertänigste Bitte zu richten, mir || in dieser Sache beistehen und an maßgebender Stelle ein gutes Wort für mich einlegen zu wollen.
Ueber meine Verhältnisse erlaube ich mir folgende, kurze Angaben zu machen:
Gegenwärtig bin ich 34 Jahre alt, bin Sanitätsunteroffizier d. B. II., verheiratet und habe drei Kinder im Alter von 11, 9 und 6 Jahren.
Im Skelettieren und etwas Präparieren, daß ich in meiner freien Zeit betreibe, habe ich u. a. gute Erfolge erzielt z. B. für Schlüter- Halle, Böttcher- Berlin, Veterinärklinik- hier.
Indem ich Sie Hochverehrter Herr Hofrat, bitte mir diesen Schritt nicht übel deuten zu wollen und ich versuche Ihnen auf schriftlichem Wege || meine Wünsche zu äußern, so sehne ich doch die Hoffnung herbei Ihnen persönlich meinen verbindlichsten Dank aussprechen zu können.
Mit aller Hochachtung
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
Eduard Blaubach
Westendstr. 2a