Ernst Haeckel an Johann Nordmann, Mainz, 20. März 1878
Mainz 20. Mrz 78
Hochgeehrter Herr Doctor!
Zu meinem größten Bedauern muß ich Ihnen mittheilen, daß es mir leider unmöglich ist, am nächsten Freitag den versprochenen Concordia-Vortrag zu halten. Bei den Festlichkeiten die der naturwissenschaftliche Verein in Cöln vorgestern mir zu Ehren veranstaltet hat, habe ich mich leider – trotz aller Vorsicht, – so stark erkältet, daß ich heute fasta sprachlos || bin. Da in letzter Nacht ein hinzugetretenes Fieber meinen Zustand verschlimmert hat, bin ich gezwungen, unmittelbar nach Hause zu reisen und mindestens einige Tage das Bett zu hüten. Sollte sich das Übel rasch verlieren, so bin ich selbstverständlich sehr gern bereit, das Versäumte nachzuholen und in einer der nächsten Wochen den Vortrag zu halten. Ich möchte Sie daher freundlichst ersuchen, mir baldmöglichst Nachricht davon zu geben, || ob Ihnen überhaupt damit noch gedient ist; und ob ein passender Termin b (in der zweiten April Woche)c für dend Vortrag noch zu finden ist.
Ich selbst werde Ihnen, sobald sich mein Zustand bessert, dies sofort mittheilen.
Daß ich diesen widerwärtigen, meinen ganzen Reiseplan zerstörenden Unfall auf das Lebhafteste beklage, brauche ich nicht erst zu versichern.
Hochachtungsvollst in Eile
Ihr ganz ergebener
Ernst Haeckel
P. S. Ich hoffe, in der ersten, sicher in der zweiten Woche des April die Reise nach Wien unternehmen zu können.
a gestr.: vollkommen; eingef.: fast; b gestr.: (für; c gestr.: (für zu haltenden); eingef.: (in der … April-Woche); d eingef.: für den