Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 21. Januar 1907
Jena 21.1.1907.
Lieber Herr Doktor!
Der erste Monat d. J. beginnt mit schlechten Aussichten für unseren „Monistenbund“. Von den 3 Mitgliedern des Paesidiums sind 2 in dieser Woche definitiv ausgeschieden: Aigner und Steudel. Vor dem Charakter des Dritten, Carstens, bin ich von mehreren Seiten gewarnt worden; ich kenne ihn zu wenig, um ein eigenes Urteil zu haben.
Wenn es nicht gelingt, ein actives einheitliches Praesidium zu finden, einen unabhängigen Mann von zuverlässigem Charakter, wissenschaftl. Bildung und uneigennütziger Aufopferung für die gute Sache, stehen die Aussichten schlecht. Vielleicht ist ein solcher Professor Gurlitt (Berlin), der am 13.2. hier einen Vortrag halten wird. ||
In beiliegendem Briefe beklagt sich gestern Herr Albrecht Rau (– ein sehr tüchtiger Philosoph. Schriftsteller! –) bitter über seine schlechte Behandlung. Bitte ihm baldigst seine Flugschrift zu senden. Ebenso bitte ich um 20. oder 30 Explr meines Aufsatzes: Monismus u. Papismus; baldigst!
– In der Geschäftsführung, auch in der Versendung der Blätter etc. muß strikte Ordnung und Zuverlässigkeit herrschen,; sonst geht es abwärts.
– Leider bin ich durch meine schwankende Gesundheit, wie durch Überladung und dringende Arbeiten, verhindert, mein passives „Ehrenpräsidium“ des Bundes in ein actives umzuwandeln; auch fehlt mir dazu praktisches Geschick.
– Mit den besten Wünschen für Besserung unserer Lage
Ihr E. Haeckel.