Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 14. Januar 1891
Georg Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltstr. 12.
Berlin 14. Januar 1891
Mein Lieber Ernst
Unter dem Druck schwerer Pflichtvergessenheit und Undankbarkeit erwiedere ich erst heute Deine mir zum Jahreswechsel freundlichst gewidmeten Glückwünsche; ich danke Dir herzlich für Deine Freundlichkeit, ich wünsche ebenso herzlich, daß auch Euch das neue Jahr viel Gutes, Freudiges bringen möge und bitte um gütige Nachsicht wegen meiner Saumseligkeit, die ich zum Theil mit Arbeitslast entschuldigen kann.
Ueber die Herstellung der Vignetten, Randzeichnungen und größeren Landschaftsskizzen zu Deinen gesammelten Reisebildern, werden wir uns || also verständigen wenn Du im März nach Berlin kommst. Ich möchte aber schon jetzt darauf hinweisen, daß Heinrich Riffarth, dessen hiesige photochemigraphische Kunstanstalt jetzt das vorzüglichste in jeder Art von Reproduktion leistet, auch nach gegebenen Skizzen und Vorlagen jeder Art Zeichnungen so ausführen a läßt, wie sie für die eine oder andere Reproduktions Methode am besten geeignet ist. Da nun Giltsch, wie Du mir am 28. November schriebst, für künstlerische freie Leistungen zu ängstlich und pedantisch ist, so könnten wir vielleicht in nächster Zeit eine Vignette, eine Randzeichnung und eine größere Landschaftsskizze probeweise nach Deiner Vorlage umzeichnen und reproduziren || lassen; ich würde das gern besorgen, wenn Du mir je eine solcher Vorlage-Skizzen zuschicken wolltest.
Wir lassen die Reisebilder in Oktav erscheinen? je handlicher das Format ist, um so verzinslicher wird das Buch.
Vorgestern ist meine Frau nach 8 wöchentlicher Abwesenheit von Hamburg zurückgekommen. Sie hat dort alles wohl und gut verlassen. Sie wollte durch ihre Abreise den Raum in der sehr kleinen Wohnung schaffen, der für die am 18ten stattfindende kleine Tauffeierlichkeit nöthig ist. Ich werde dazu mit Max am Sonntag früh hinreisen.
Grüße Deine liebe Agnes, Lisbeth und Emma herzlich von
Deinem treuem Ernst Reimer
a gestr.: lass