Ernst Haeckel an Walter de Gruyter, Jena, 28. Juli 1916
Herrn Dr. W. de Gruyter
(Firma Georg Reimer) Berlin W. 10.
Jena 28. Juli 1916.
Hochgeehrter Herr Doktor!
Beifolgend übersende ich Ihnen, als dem verdienstvollen Verleger meiner wichtigsten und grundlegenden Werke (1862-1915), meine neueste kleine Schrift, betitelt:
„Fünfzig Jahre Stammesgeschichte“ (1916), – Separat-Ausgabe einer historisch-kritischen Abhandlung, welche in dem neuesten Bande der „Jenaischen Zeitschrift für Naturwissenschaft“ (54 Band, 2. Heft) kürzlich erschienen ist. Die zahlreichen Arbeiten, in denen ich seit 50 Jahren unsere moderne „Entwickelungslehre“ zu fördern und fest zu begründen mich bemüht habe, sind alle hervorgegangen aus der 1866 von Georg Reimer verlegten „Generellen Morphologie“. ||
Ein früherer Schüler von mir, Professor Dr. B. Zarnik (Würzburg), der jetzt die Direktion des neu gegründeten Zoologischen Instituts in Konstantinopel übernommen hat, ersucht in dem beiliegenden Schreiben vom 28. Juni mich und andere Collegen, durch freiwillige Bücher-Geschenke die Schaffung einer dazu gehörigen, sehr notwendigen Bibliothek möglich zu machen. Da ich dieses Unternehmen sowohl aus wissenschaftlichen wie aus politischen Gründen für sehr nützlich und unterstützungswürdig halte, habe ich heute an Zarnik ein Bücher-Paket abgeschickt, welches 12 Bände aus meinen biologischen und naturphilosophischen Schriften enthält, die in verschiedenen Verlagen (G. Fischer, Kröner, Schleicher etc) früher erschienen sind. ||
Nun möchte ich auch aus meinen wichtigsten, in Ihrem Verlag erschienenen Schriften dem Zoologischen Institute der Universität Stambul folgende Werke schenken:
1. Prinzipien der Generellen Morphologie, 1906.
2. Natürliche Schöpfungsgeschichte, 1909.
3. Systematische Phylogenie, 1894-1896;
I. Protisten und Pflanzen,
II. Wirbellose Tiere, III. Wirbeltiere.
Ich bitte Sie, diese 6 Bände (– zu ermäßigtem Preise –) auf mein Schuldkonto zu setzen und an die beiliegend angegebene Adresse von Professor Zarnik (Konstantinopel, Sultan Bejazid, Dar-El-Fama) – Zoologisches Institut der Universität Stambul –) zu senden; – entweder direkt per Post, oder per Buchhandels-Gelegenheit, oder durch die „Deutsch-Türkische Vereinigung in Berlin“ (W. 35) Schöneberger Ufer 36 a.
An letztere habe ich heute mein Paket geschickt. ||
Es würde natürlich für das neue Institut in Stambul sehr wertvoll sein, wenn es auch einen Teil meiner großen, in Ihrem Verlag erschienenen Monographien (Radiolarien, Kalkschwämme) geschenkweise von Ihnen erhalten könnte. Im Interesse der politischa wertvollen Deutsch-Türkischen Beziehungen stelle ich Ihnen anheim, eine bezügliche Auswahl aus Ihrem Verlage zu treffen.
Das beigelegte Schreiben des Professor Zarnik (vom 28. Juni) erbitte ich gelegentlich zurück.
Mit freundlichen Grüßen
hochachtungsvoll
Ihr ergebener
Ernst Haeckel
a gestr.: wertv; eingef.: polititisch