Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Anton Dohrn, Jena, 21. September 1868

Jena 21 Sept. 68

Lieber Dohrn!

Für Deinen freundlichen Brief besten Dank. Ich habe an Huxley geschrieben, dass ich sehr gern bereit bin, behufs der englischen Übersetzung die generelle Morphologie bedeutend abzukürzen und umzuarbeiten. Ich werde alle persönliche Polemik und alle nicht zur Sache gehörigen Bemerkungen weglassen, und ausserdem bedeutend (auf ½–⅓ des Volums) zusammenziehen. Mein einziger Wunsch ist, daß ein competenter englischer Naturforscher (am liebsten natürlich Huxley selbst) die Correcturbogen vor dem Druck noch einmal durchsähe, und vielleicht ein einführendes Vorwort zu dem Buche schriebe.

– Meine natürliche Schöpfungsgeschichte wird in den nächsten Tagen an die Buchhändler versandt werden. Sie hat mir auch ziemlich viel Arbeit gemacht, da das stenographische Manuscript sehr schlecht war. || Dass Du die Gründe gefunden hast, die Pycnogoniden von den Arachniden auszuschliessen freut mich sehr. Ich habe in der generellen Morphologie die Pycnogoniden und Tardigraden als „Pseudarachnae“ von den echten „Autarachnae“ getrennt, und die Ansicht geäussert, dass jene wahrscheinlich „sehr aberrante Crustaceen“, diese (die Tardigraden) dagegen näher den Würmern verwandt sind (Rotatorien).

– Ich wünsche Dir von Herzen, dass Deine Arbeiten von glücklichem Erfolg begleitet seien, und dir den rechten Lebensmuth in dem nöthigen Maaße wiedergeben mögen. –

Von hier ist nichts Neues zu melden. Dass Pringsheim als Privatmann nach Berlin „Jenamüde“ zurückgeht, weisst Du wohl bereits. Über den Nachfolger verlautet noch Nichts.

– Mir gehts gut. Ich war 3 Wochen fort zur Erholung, in München und Tyrol. In nächster Woche werde ich wahrscheinlich Familien Vater. Mit herzlichem Grusse

Dein treuer

Haeckel.

 

Letter metadata

Recipient
Dating
21.09.1868
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
Imperial College London
Signature
Huxley papers, General correspondence, Inv.Id. 17.191. Box No. 17 Series 1h
ID
40355