Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 21. Juni 1872
Jena 21 Juni 72
Liebste Mutter!
Gleichzeitig mit Deinem lieben Brief erhielt ich heute morgen einen Brief von Carla, der mir ebenfalls die frühzeitige Entbindung Clara’s von einem kleinen Jungen meldete. Nun, hoffentlich ist damit alle Sorge um Clara gehoben, und das Wochenbett nimmt weiterhin einen guten Verlauf. Ob das kleine Würmchen von 7½ Monaten leben bleibtb, ist freilich sehr fraglich.
Der arme Carl thut mir recht Leid. Er wird viel Sorge und Angst gehabt haben. Nun, wenn nur Alles ein gutes Ende nimmt! ||
Du arme gute Mutter wirst in diesen Tagen gewiß auch rechte Sorge gehabt haben. Hoffentlich ist sie unnöthig gewesen.
Bei uns ist Alles wohl. Wir freuen uns sehr auf Deinen baldigen Besuch. Die beiden Kinder werden Dir viel Freude machen.
Gestern las ich in der Zeitung, daß die Akademie der Wissenschaften in Wien mich zu ihrem Mitgliede gewählt hat.
Gestern bekam ich auch einen Brief von der Beyrich, daß die Weiß mir das große schöne Bild von Neapel vermacht habe.
Mit den herzlichsten grüßen, auch an die Kinder,
Dein treuer Ernst
a korr. aus Carls; b korr. aus: fleibt