Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 19. Januar 1883
Potsdam 19/1 83.
Mein lieber Ernst!
Heute komme ich mit einer dringenden Bitte zu Dir: sei so gut und schreibe mir bald; oder wenn Du nicht Zeit hast, so erzeigt Agnes mir wohl die Liebe mir zu schreiben: wie viel die Auslagen, die Ihr für mich gemacht zu Weihnachten, Geburtstage etc gemacht habt, betragen; ich will es dann in der Berechnung für Dich Dir in Einnahme stellen; es soll ja keine einzel Berechnung sein, || schreibt mir die ganze Summe, das genügt. Aber erzeigt mir die Liebe und schreibt es mir, so bald es geht. Ich bin dabei Abschluß in meinen Büchern zu machen und es liegt mir viel dabei zu wünschen über obige Frage Antwort zu erhalten. Also erzeigt Ihr mir eine Liebe, wenn ich bald erfahre: was ich Euch schuldig bin.
Heute ist von Dortmund wieder eine Zusendung gekommen, wonach die Grundschuldbriefe || der vereinigten Westphalia eingeschickt werden müssen zur Stempelung, also wieder Plackerei. Ich habe nun gleich die 30 von Dir und die 20 von mir gesucht, und Karl wird sie mit seinen einsenden. – –
Wie viel gedenke ich, mein lieber Ernst, Deiner und an Deine Frau und Kinder; wenn dann die Sehnsucht nach Euch, Lieben, recht lebhaft ist, sage ich mir: sei zufrieden, wenn es Ihnen nur gut geht; und Gott sei Dank, daß Ihr gesund seid. ||
Wie ist es, mein lieber Ernst, muß ich Deinen Verehrer, dem Zimmermann Nissen in Braunschweig Dank sagen für seine Sendung Würste; oder läßt Du es in Deiner Danksagung einfliessen, daß ich bei meinem hohen Alter am Schreiben verhindert sei. So manches im Leben ist gut gemeint, wenn es einen doch dünkt; es wäre nicht nöthig. – Nun wir können die Welt nicht ändern und das ist gut!a
Sei mit Frau und Kinder aufs innigste gegrüßt von Deiner
alten Mutter Lotte
a eingef.: und das ist gut!