Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 30./31. Dezember 1882
Potsdam 30/12 82.
Lieber Ernst!
Das Jahr, daß so bedeutungsvoll für meine lieben Jenenser Kinder war, kann ich nicht beenden sehn ohne meinen mütterlichen Segen und Wunsch für Euch auszusprechen; leider kann es nicht mündlich geschehn, und mein Geschreibsel wird immer unvollkommener, und kommt so schwer zu Stande; weshalb auch dies Blättchen an Euch Lieben zusammen gerichtet ist. ||
Zuerst sage ich herzlichen Dank; für die freundlichen Gaben; und dann den Kindern für ihre Briefe. Wie freue ich mich, daß Ihr das Weihnachtsfest so heiter erlebt habt.
Wie ganz anders als im vorigen Jahr; ich danke mit Euch, daß alles glücklich überstanden ist, und Ernst gesund heimgekehrt ist. Gott gebe auch Glück zum neuen Jahr, daß wir bald beginnen, möget Ihr gesund und zufrieden Euch immer auch des neuen Hauses erfreuen!! ||
Hier ist auch alles im Feste gut vorüber gegangen: zu meiner Freude ist meine Bertha bei uns. Heute vor 8 Tagen war Karl mit den Kindern Abends bei mir, und Bertha und ich hatten unsere kleine Gabe unter einen kleinen Baum aufgebaut. Heilig-Abend verzährte Mittags mit Karl den Hasen, den Tante Bertha mitgebracht hatte; und Abends war bei Karl Aufbau.
Sonntag 31/12
Guten Morgen liebe Kinder in Jena. Als ich gestern dabei war Euch zu sagen wie wir die || Feiertage verlebt haben, kam erst Karl um Geschäftliches abzumachen, dann besuchte uns Minna Schulz und blieb, so lange, daß ich nicht noch schreiben konnte, und da heute genug zu thun für mich ist und ich nur kaum zum Schreiben kommen kann, und doch gerne möchte: Euch zum Neuen Jahr meinen innigen Glückwunsch schicken, so geht dieses Blättchen ohne Tagesbericht ab. – Gott sei mit Euch im Neuenjahr, gebe Euch seinen Seegen, das wünscht Euere
alte Mutter Lotte.