Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 8. November 1872
Potsdam d. 8ten N. 72.
Lieber Ernst!
Herzlich danke ich Dir für Deine lieben Zeilen, die mir eine große Beruhigung gebracht, denn ich hatte gar zu großes Sorge um Euch, und besonders, wie es Dir gehn möchte. Nun, Gott sei Dank, daß Ihr, Lieben gesund seid.
Daß Du mit Deinen Zuhörern zufrieden bist, freut mich, noch mehr aber die Hoffnung, daß die Schwammarbeit sich ihrem Ende naht. ||
Wie ich Dir schon in meinem vorigen Brief geschrieben, erwartte ich jetzt von Dir keinen Brief; Agnes erzeigt mir wohl die Liebe, und sagt mir bisweilen von Euerem Ergehn. Ich hätte auch jetzt noch nicht geschrieben; da a aber jetzt der Rothwein abgezogen ist, den ich mir durch Karl habe besorgen lassen: so frage ich an: ob Du noch || zum Winter Rothwein brauchst, dann schicke ich Dir von meinem welchen, aber dann ist es die höchste Zeit und muß bald geschehn, damit er keinen Frost bekommt. Ich bitte also Agnes, daß sie mal nach sieht, wieviel Rothwein Ihr noch im Keller habt, und ob Ihr denkt bis zum Frühjahr damit auszukommen. Soll ich Euch noch für den Winter welchen schicken, dann mag Agnes mir nur gleich schreiben, und auch ob ich es durch Eisenbahn oder || Post schicken soll, Post es wohl theurer, aber auch sicherer, daß es nicht unterwegs liegen bleibt.
Karl denkt morgen nach Neustadt zu gehn und Sonntag Abend wieder zu kommen; ich wollte Dir daher erst Montag schreiben, um Dir zu sagen, wie er alles gefunden; aber der Wein drängte.
Sei Du mit Frau und Kinder aufs innigste gegrüßt von
Deiner
alten Mutter
Lotte.
a gestr.: ich