Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 7. Oktober 1872
Potsdam 7/10 72.
Lieber Ernst!
Schon längst wollte ich Euch begrüssen in Euerer neuen Wohnung, ließ es aber damit sich unsere Briefe nicht kreuzen sollten; da ich aber nichts von Euch höre, so muß ich nur mal anfragen, wie es Euch, Lieben, geht. –
Hoffentlich habt Ihr den Umzug glücklich überstanden; und fühlt Euch behaglich in der neuen Wohnung. Ach bitte: sagt mir nur von Euerem Befinden. Ich dachte noch immer: Agnes würde sich noch entschliessen und mit den Kindern || herkommen und so lange als möglich hier sein. Da ich aber nichts darüber höre, wird mein Hoffen wohl zu Schanden werden. Wenn Du, mein lieber Ernst, allein kommst, so bitte ich Dich dringend so bald als Du nur kannst zu kommen, damit Du nicht zu kurz hier bist. Der Student Karl muß den 14ten Abreisen, und ich würde mich doch sehr freuen, wenn der Dich noch hier sähe, der Junge scheint sehr an Dich [!] zu hängen. Heute habe ich auch aus Mülheim an der Mosel die Nachricht || bekommen, daß der Wein abgeschickt ist. Nun pflegen gemächlich mehrere Wochen hinzugehn, ehe er ankommt, aber zur Vorsicht wird es doch gut sein, wenn Du vor Deiner Abreise alles besorgst, damit er gleich eingekellert werden kann, wenn er ankommt, Du mußt Agnes drauf aufmerksam machen daß sie drauf hält daß das Faß so gelegt wird daß das Spontloch oben in der Mitte liegt, das Loch zum Hahn forne, || auch daß von beiden Seiten einige Stücke Holz gelegt werden, damit das Faß nicht im Rollen kommt. –
Ist denn mein kleines Packet für Walterchen angekommen? und freut sich der liebe Junge über Spekter? – –
Grüsse und küsse mir Frau und Kinder, und behalte lieb
Deine
alte Mutter
Lotte.