Hans Meyer an Ernst Haeckel, Leipzig, 20. Oktober 1897
Leipzig 20/10 97.
Lieber Papa
Die Nachricht von dem plötzlichen Tod Reimers hat uns natürlich erschreckend überrascht. Es ist wirklich tragisch, dass der Mann, der sein Leben lang sich mit einer ihm ganz unsympathischen Berufsarbeit abgemüht hat, nun, beim ersten Schritt in die Freiheit und den lang ersehnten Lebensgenuss, sein Ende finden muss. Dass Mama von dem || traurigen plötzlichen Ereigniss sehr mitgenommen ist, begreift sich. Sage ihr bitte, wie sehr ich sie darum bedauere.
An Reimers schicken wir morgen einen Kranz. Zur Beerdigung kommen wir nicht. –
Dir selbst wird nach den aufregenden Tagen eine Ausspannung sehr gut thun und nötig sein. Bitte schreib mir gleich per Postkarte, ob wir Dich in der ersten Novemberwoche erwarten können. Einige || Deiner hiesigen Bekannten, wie Wislicenus, Credner, Volkelt, möchten Dich auch sehr gern einmal wiedersehen; und um diese einzuladen, muss ich mindestens 8 Tage vorher das Datum angeben können. Am 6. November aber muss ich in Geschäften auf ein paar Tage nach Berlin gehen, worauf dann etwa am 12. November Lisbeth „indisponibel“ wird. Also bitte schick mir gleich eine Postkarte mit 3 oder 4 Worten.
Herzlichen Gruss an Mama und Emma.
Dein getreuer
Hans.