Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, Ende 1839
Lieber Ernst.
Zunächst danke ich nochmals für Deinen lieben Brief; der mich sehr erfreut hat. Schreibe mir nur recht oft, wie es Dir geht, was etwa Neues passirt und was Dir sonst einfällt. Vergiß aber besonders nicht, mir über den Zustand Deines Betragens Rechenschaft zu geben, ob Du auch noch immer so hitzköpfig und unartig bist, ob Du noch immer kein Grünes ißt, und drgl. –
Du würdest Dich freuen wenn Du manchmal auf einige Augenblicke hier sein könntest. Oft zieht bei der Universität vorbei die Artillerie mit ihren großen Kanonen, und mit der schönsten Musik. Neulich war ich mit Richter auf dem Kreuzberge, – ich glaube, es war an dem Tage, als ihr von hier fuhret – , wir genossen von dort die schönste Aussicht über Berlin und besahen uns in Muße das a Denkmal welches zum Andenken an die Jahre 1813, 14 und 15 errichtet ist. – Es ist ziemlich hoch und ganz von Gußeisen. Auch sahen wir von dort den großen Exercierplatz an der Hasenheide, wo viele Regimenter zu Pferde u. zu Fuß ihre Uebungen hatten und hörten die Artillerie in dem Gehölz selbst schießen.
In diesen Tagen ist hier das Modell zur Statue für Friedrich den Großen, welches b in der Nähe von der Universität errichtet werden soll, im Lagerhause zu sehen. Ich werde mit Tante Bertha wohl hingehen. – Diese Reiterstatue soll um Vieles größer werden als die von Kreuzberg, das Pferd allein wird gegen 20 Fuß hoch.
Nun leb wohl und behalte lieb Deinen Karl.
a gestr.: Säule; b gestr.: ganz