Charlotte Haeckel an Anna und Ernst Haeckel, Berlin, 4. – 8. Januar 1863
Sonntag Abend.
Lieber Ernst!
Hoffentlich seid Ihr nun schon wieder ganz behaglich in Euerer Häuslichkeit. Bei uns ist es sehr still, und Ihr fehlt uns sehr. Euer Hiersein hat uns viel Freude gemacht. Ich war heute früh in der Kirche und hörte eine sehr schöne Predigt von Sydow. – Du hast Besuch haben sollen von Dr. Zänker, und Anna von H. Rieß und Frau.−
Heute fange ich diese Zeilen hauptsächlich an, weil ich in meinem Aufschreibebuch nicht gelöscht finde die für Dich früher bezahlte || Glaserrechnung von 6 Th. und 3 Pf. wovon 3 Th. abgerechnet werden für die Fracht der Sachen, die ich Euch früher geschickt habe. Siehe mal in Dein Buch nach und schreibe mir wie es sich verhält, mir ist es als hätten wir es verrechnet. Schreibe mir ja wie es sich verhält, damit ich es im Buche in Ordnung bringe.
Den 6ten Guten Morgen liebe Kinder! Eben erhalten wir Eueren Brief, und freuen uns daß Ihr Euch wieder wohl fühlt, in Eueren 4 Pfählen zu sein. Wegen Annas Brosche habe ich gleich || zum Fuhrmann geschickt, der hat sie wieder bestellt weil er Mittag den Kutscher fragen will, auf dem Bahnhof hat man auch nichts gefunden. Ich wünsche Euch, daß Gegenbauers Frau Anna zusagen mag. –
[ ] es heute bezahlt, da man sagt: die Kiste sei gestern abgegangen. Von Karl und Freienwalde haben wir nichts gehört. –
Soll ich Euch die Photographien alle schicken [ ] ||
Ich hatte ja schon mit Dir, lieber Ernst, verabredet, daß ich die Glaserrechnung bezahlen würde und später in Rechnung bringen, Du wünschtest aber die Quittung bald zu haben, um darauf das Geld einzukassieren. Die 3 Thaler, die Du noch von früher berechnen willst, sollst Du zur Fracht der Weihnachtssachen haben. Als ihr hier ward, habe ich immer vergessen Anna zu fragen, ob sie bei den Erfurther Sachen wohl Säckchen erhalten hat, ich hatte || dazu 4 Säckchen nach Erfurt geschickt; 2 rothe, 1 blaues und 1 graues? (wohlweißlich kein Leinen)
Donnerstag Guten Morgen, liebe Kinder! Die Bürste habe ich gestern gleich besorgt, Helehne, zu der ich selbst um 6 Uhr ging, fand ich nicht zu Hause. – Von Karl haben wir heute ein paar Zeilen erhalten, er ist wohl, schreibt wir würden näheres über ihn von Frankfurt hören, ich hoffe also Mutter Minchen wird uns bald den Brief schicken. || [Briefschluss fehlt]
H: EHA Jena, egh., 1 Dbl., 1 Bl., 13,8 x 22,0 cm, 6 S., Besitzstempel, Dbl. beschnitten, Schluss fehlt.
a Lücke, Seite beschnitten; b Lücke, Seite beschnitten..