Charlotte Haeckel an Agnes und Ernst Haeckel, Berlin, 28. September 1869
Berlin d. 28sten
September 69.
Liebe Kinder!
Hoffentlich seid Ihr mit Euerem Herzblättchen glücklich zu Hause angekommen, und fühlt Euch wohl, daheim zu sein; uns fehlt Ihr sehr unser Haus ist wie ausgestorben. In Gedanken habe ich Euch den ganzen Tag begleitet; unser lieber kleiner Junge verschläft nun wohl die Reisebeschwerde. –
Wenn Ihr nur besseres Wetter gehabt habt als wir hier, den ganzen Tag war nur Regen und am tollsten als ich Euch auf der Fahrt || von Apolda nach Jena wußte. Sagt mir nun bald wie es Euch geht und wie Ihr die Mutter gefunden habt. –
Du, meine liebe Agnes, wirst nun in den nächsten Tagen recht thätig sein müssen, um wieder alles im Hause zu ordnen und dann Deine neuen Mädchen einzuführen. Möge alles gut von statten gehn, und Ihr, drei Lieben, recht gesund sein. –
Du hast, lieber Ernst, doch die Pappiere vergessen, die Du || in meinem Sekretär liegen hattest; ich habe nun die Werthpappiere zu meinen in den Blechkasten gelegt, und dächte wir lassen sie dort liegen bis Du wieder herkommst. Die Berechnung, die Du Dir über die für Dich gemachte Einnahme und Ausgabe gemacht hast, schicke ich Dir hierbei, damit Du ja orndlich alles in Deinen Büchern eintragen kannst; daran mußt Du Dich durchaus gewöhnen. ||
Quincke hat heute Vatern eine andere Medecin verordnet. –
Den Wagen mit den beiden Tüchern habe ich heute Abend durch Friedrich zu Reimers geschickt. –
Soll ich Dir, lieber Ernst, Deine Reiseberichte schicken oder können sie auch hier liegen bleiben? Schreibe mir auch, ob Du das in Ordnung gebracht hast, warum ich Dich so sehr gebeten. Nun, liebe Kinder, noch Dank, daß Ihr hier ward; seid auf’s Innigste gegrüßt von
Euerer alten Mutter Lotte