Charlotte Haeckel an Agnes und Ernst Haeckel, Berlin, 4. Januar 1870
Berlin 4/1 70.
Liebe Kinder!
Ihr habt mich durch Euere Briefe so sehr erfreut, auch dadurch daß Ihr so bald nach Ernsts Ankunft geschrieben habt; daß ich am liebsten Euch gleich gedankt hätte; aber das wollte nicht gehn, mein Kopf war zu dumm, heute geht es etwas besser. Seit vorgestern hat Quincke mir Hausarrest gegeben, was mir besonders deshalb unangenehm ist, weil ich Häckel allein fahren muß lassen. – ||
Wie innig freue ich mich, daß Ihr, meine lieben Kinder, Euch in Euerer Häuslichkeit so glücklich und behaglich fühlt. Gott erhalte Euch dies Glück ungetrübt. –
Karl ist nicht zum Sylvester hier gewesen, er war unwohl und auch einige der Kinder. Am Neujahrs Tag schrieb mir Karl, er sei wieder wohl, aber Clara lag zu Bette; hoffentlich ist es bald besser, ich habe seit dem keine Nachricht. – ||
Der kleine Karl kam Sylvester, und wohnte bei uns; am Neujahrstag ist er mit Anna, die bei Bertha war, zurückgefahren. – Morgen erwartte ich zu Mittag Bleeks und Tante Bertha bei uns. Tante Gertrude ist wieder sehr viel leident. Du hast Dich, liebe Agnes so gefreut über das Kleidchen etc für unser Walterchen. Das ist ein Geschenk von Tante Gertrude und Tante Bertha. Die beiden Schwestern haben die Geschenke an den Kindern zusammen gemacht. – ||
So flüchtig auch Dein Hiersein war, mein lieber Ernst, so hat es mich doch sehr erquickt, und ich erfreue mich sehr daran; es that mir sehr wohl, daß ich mich mal mit Dir aussprechen konnte. Als ich eben angefangen hatte, an Euch zu schreiben, kam Richter mit der Frau, und nun sind alle Gedanken fort; daher für heute: Gute Nacht! Hoffentlich hören wir von Euch nur Gutes. Behaltet lieb Euere alte Mutter
Lotte.