Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Freienwalde, 1. Juni 1861
Frw. 1/6 61.
Lieber Ernst!
Diese Zeilen sollen Dich vorzugsweise um Auskunft über einige Bücher bitten, die gänzlich verkramt sind. Besinne Dich doch einmal, ob sie etwa von Dir mit in eine Kiste gepackt sind?
1. Strauss, zwei friedliche Blätter (geheftet, lag auf Vaters Aktenrack)
2. Washington’s Leben 4 Bde
3. Trompeter von Saeckingen
4. Meyer, über Wagner’s Zukunftmusik (kleines Heft, das ich Dir geborgt hatte)
5. Buch über Berlin, Potsdam u. Umgegend.
In Vater’s Bibliothek habe ich vergeblich nach alle dem gesucht. Dann noch:
6. Meine Karte vom Thüringer Walde.
Sei mal so gut, und gieb mit dem nächsten Briefe an die Aeltern hierüber || Auskunft.
Deine Pfingstparthie wird wohl verregnet sein. Hier sind die Turner grad noch so eben unter dem Regen weg gelaufen. Das Schauturnen, namentl. auch die Freiübungen, soll sehr nett gewesen sein. Wir besitzen übrigens jetzt einen Schwingel, auf den wir stolz sind.
In Politicis sieht es recht faul aus; man freut sich ordentlich, wenn man sich in irgend ein andres ernstes Studium zurückziehen kann, oder in der schönen Natur sich Trost erholt. – Willst Du etwa die Broschüre des im Duell verwundeten Twesten „Was uns nur retten kann“, haben, so sende ich sie Dir unter Kreuzband. Vielleicht fischest Du sie auch dort auf.
Was aus mir in den Ferien wird, weiß ich noch nicht. Entweder: Dresden, || Juristentag, und sächs. Schweiz, oder: Heringsdorf u. Ziegenort.–
In Berlin habe ich Aegidi noch auf seiner Rückreise gesprochen. Er kramte im Archiv für seine Arbeit über den Wiener Congreß. Von einer Trennung der zwei Hamburger Stellen war noch gar keine Rede gewesen.
Ade, alter Junge, ich muß an die Arbeit. Du erhältst diese Zeilen per Berlin.
Dein Karl. ||
Ist ein Hℓ Goos aus Hamburg Dein Zuhörer? Aegidi frug darnach u. meinte, derselbe verspräche bedeutendes.a
a Text weiter auf dem linken Rand von S. 1: Ist ein … verspräche Bedeutendes.