Jacobi, Georg Christian August Konrad

Konrad Jacobi an Ernst Haeckel, Fulda, 9. November 1884

Fulda d. 9.11.84.

Lieber Onkel Ernst!

Wir sind Dir außerordentlich dankbar, daß Du unserer Hochzeit gedacht und uns im Verein mit Onkel Karl so reich beschenkt hast. Die schöne und werthvolle Radierung nach Rembrandt schmückt das Zimmer meiner Frau und hat uns beiden die größte Freude bereitet, besonders mir, da ich für die niederländischen Meister mit ihrer originellen realen Auffassung des Gegenstandes eine besondere Vorliebe habe. Wir sind von vielen Seiten so reich, und namentlich mit Bildern beschenkt worden, daß wir gar nicht mehr in Verlegenheit sind, wie wir a die großen Wände unserer sonst sehr gemüthlichen Wohnung schmücken sollen.

In diesem Herbst hatten wir ganz in der Nähe Manöver und hätte ich Dich sehr gern || einmal aufgesucht, aber das Wetter war an allen Ruhetagen so schlecht, daß ich nicht dazu kommen konnte. Nun, im nächsten Jahre denke ich wieder nach Thüringen zu kommen und werde dann nicht wieder versäumen, nach Jena zu fahren. Du fühlst Dich jetzt in Deinem neuen Hause gewiß sehr glücklich; es muß sehr schön sein, auf dem eigenen Besitzthum sich nach seinem Behagen einrichten zu können – das blüht uns in unserm Berufe nicht. Damit soll aber keinesweges gesagt sein, daß ich mich irgendwie beklagen will – ich fühle mich im Gegentheil in meiner Carriere äußerst wohl und habe mich stets wohlgefühlt – besonders jetzt, wo ich hier ein in jeder Hinsicht zufriedenstellendes Dasein führe.

Deiner Frau, die ich leider immer noch nicht kennengelernt habe, geht es hoffentlich wohl. Bitte grüße Alle sehr von mir und meiner || kleinen Frau, die sich von Tag zu Tag mehr in deutsche Verhältnisse einlebt.

Habe nochmals herzlichen Dank und die besten Grüße von Deinem treu ergebenen

Neffen Konrad.

a gestr.: unsere

 

Letter metadata

Recipient
Dating
09.11.1884
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 33891
ID
33891