Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Lissabon, 27. Juni 1890
27 Juni 90. ‒
Liebster Freund!
Seit ich Dir aus Glasgow schrieb, muss ich Einiges an Gewicht verloren habena – jedenfalls habe ich eine gute Vorschule für ein heißes Jenseits durchgemacht. Dazu in Sevilla mit spanischen Advokaten und schwierigen Deutschen 6 Tage zu thun zu haben und die letzten 24 Stunden in einem || Bratofen von Wagen zwischen Sevilla und Lissabon zubringen, lassen mich den Süden nicht von der angenehmsten Seite kennen lernen. Trotzdem haben mich die spanischen – maurischen Städte gestern Badajoz, wo wir 2 Stunden liegen blieben, sehr interessirt und Lissabon von dem hoch gelegenen Hotel || gesehen, imponirt mir sehr. – Ich hoffe mein Geschäft hier bis morgen zu erledigen und einen Hamburg/ Brasilianischen Dampfer nach Havre zu bekommen, denn zu Lande zurück wäre Wenig angenehm. Die südliche Flora läßt den Wunsch in mir aufsteigen Mehr – Ceylon Aehnliches – Tropisches zu sehen. Hoffentlich bietet das spanische Unternehmen in nicht zu langer Zeit die Mittel dazu. – Während ich hier brate, friert meine Frau in Liebenstein. Der persönliche Gott, der das Alles so einrichtet und die Spanier am letzten Sonntag in Sevilla das Stiergefecht so genießen ließ, während er sich in Schottland ansingen und anbeten und anpredigen läßt muss ein komischer Herr sein. Herzlichsten Gruß Dir und den Deinen
Immer
Dein
Paul R.
a eingef. haben