Berlin N. O. Friedenstr. 10. II.
den 8.1.79.
Lieber Freund!
Herzlichsten Dank für Ihre gestrige Sendung, die den Alp der Ungewißheit von mir nahm! Ich habe Ihr Manuscript blos umcouvertirt u. an die Druckerei geschickt, die bereits ungeduldig war. So werde ich den Genuß der Lectüre erst bei dem Revisions-Abzuge haben, aber ein ganz kleiner Blick hinein hat mir schon gesagt, daß derselbe groß sein wird.
In ziemliche Verlegenheit setzt mich der Wunsch der Gartenlaube, zu Darwin’s Geburtstag etwas Biographisches zu liefern. Es wird mir wohl nichts Übrig bleiben, als die || anderthalb Spalten, welche Meÿers Conversations-lexicon bietet, in etwas weitläufigere Form umzugießen. Sie besitzen wahrscheinlich auch nichts Ausführlicheres, was Sie mir per Kreuzband zukommen lassen könnten? Direkt an Darwin zu schreiben, hatte ich die Lust verloren, da mir Rechnungs-Rat Rade schon im Dezembera mittheilte, daß ihm von den Söhnen biographisches Material verweigert worden sei.
Mit Jaeger bin ich halb u. halb auf dem Kriegsfuße, da ich eine Fortsetzung seiner Seelentheorie betitelt „die Entdeckung des Geistes“ mit Verweis auf das monistische Programm unserer Zeitschrift abzudrucken verweigert habe. Er hat sich nunmehr zu der alten Dreieinigkeit Seele, Geist u. || Körper bekehrt u. schwelgt in dem Gedanken die letzten Räthsel gelöst zu haben.
Mit den herzlichsten Grüßen u. Wünschen für Ihr Befinden
Ihr treulich
ergebenster
Ernst Krause
a korr. aus: November