Arnold Lang an Ernst Haeckel, Neapel, 20. Mai 1885
Hochgeehrter Herr Professor!
Herzlichen Dank für Ihren Brief und für die gütigen Anerbietungen, die Sie mir machen. Wenn nichts ganz unvorhergesehenes dazwischen kommt, was ich nicht glaube, so werde ich mit Freuden von Ihrer freundlichen Erlaubniss, mich bei Ihnen zu habilitiren, Gebrauch machen. Ich hege die feste Ueberzeugung, dass Sie mit mir zufrieden sein werden!
Es wäre mir natürlich sehr lieb, wenn sich die Habilitationsformalitäten in der Weise vereinfachen liessen, wie Sie es mir in Aussicht zu stellen die Güte hatten.
Nun möchte ich, geehrter und lieber Herr Professor, durchaus nicht, dass Sie sich meinetwegen zu viel Arbeit und dabei wohl auch Ärger und Verdruss || zuziehen. Es ist mir jedes Mal sehr peinlich, wenn ich vernehme, dass irgend jemand meinetwegen Unannehmlichkeiten gehabt habe und ich bin nicht gewohnt, Personen, die mir wohl wollen, auszunutzen. Dr Walther hat mir gesagt, dass Sie wegen der Besetzung der Geologen-Professur hart zu kämpfen haben und da möchte ich nicht, dass Sie auch noch meinetwegen sich exponirten. Da ich in solchen Angelegenheiten nicht bewandert bin, so werden Sie mich, hochgeehrter Herr Professor, wohl entschuldigen, wenn ich Sie bitte, mir mitzutheilen, an wen ich das Gesuch um Venia docendi zu richten habe, und in welcher Form soll ich darin um Vereinfachung der Formalitäten nachsuchen oder nicht und wann soll ich das Gesuch einreichen?
Noch eins, geehrter Herr Professor, ich möchte nicht, dass Dr Kükenthal meinetwegen irgend welche Einbusse erlittea, das würde mir sehr leid thun! Darf ich Sie bitten, ihn bestens von mir || zu grüssen?
Wie ich höre, geht Prof. Selenka wahrscheinlich nach Prag. Man hat mich aufgefordert, mich Selenka zu empfehlen, was ich gethan habe. Freilich mache ich mir keine Illusionen. Es thut mir leid, dass Hatschek nicht unter die Haube kommt; er hat es doch gewiss ehrlich verdient!
Und nun nochmals, verehrter Herr Professor, meinen wärmsten Dank und die Versicherung meiner alten, ausgezeichneten Hochachtung
Ihr sehr ergebener
Dr. Arnold Lang
Neapel den 20ten Mai 1885.
a korr. aus: litte