Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 1. Dezember 1881
Glasgow 1 Dec. 81.
Liebster Freund!
Ich wollte Dir noch nach Trieste schreiben und Dir für Deine Karte aus Jena danken, fand aber beim besten Willen keine Zeit. – Die gute Reise, die ich Dir wünschen wollte, hast Du hoffentlich gehabt und genießest bei Ankunft dieses die Tropen in vollen Zügen, – hast bereits eine Ausbeute, die Dich befriedigt, und Virchow & Genossen den Mumm kostet und bist last not least so kannibalisch wohl „gleich wie 10.000 Säue“. – ||
Wir haben schlechte Zeiten gehabt. Meine Tante lag mit einem Herzleiden – angina pectoris und andern Complicationen mehrere Tage auf dem Tode und ist heute nach über 3 Wochen noch sehr gefährlich krank. – Dabei der Hausarzt ein Rindvieh, den aber aus dem Hause zu schaffen alle diplomatischen Künste nicht ausreichten. Zweimal war Sir William Jenner aus London || hier. –
Ich schreibe Dir unter Xband das Neuste und Unglaublichste in Tractätchen. –
An ein Versprechen erinnere ich Dich und darf als Duzbruder doppelt sicher auf Erfüllung rechnen. –
Wenn Du siehst daß Du mit ₤ 200 mehr Etwas machen kannst in Ceylon so telegraphirst Du: Rottenburg Glasgow „Accept“ mit Angabe der Adresse. – ||
Nächstes Jahr Fischerei Ausstellung in Edinburgh! Murray – Sir Wyville – im Commite. – Zimmer im Hotel Rottenburg für Hr. und Frau Professor Haeckel sind reserviert. –
Entschuldige Eile und Schmiererei. –
Zu 82 die besten Glückwünsche. –
Immer
Dein
treu ergebener
Paul Rottenburg